Zurückliegende Veranstaltungen
Der Kurator der Sonderausstellung, Historiker Rüdiger Kraatz, begrüßte die zahlreichen Besucher und stellte die sieben Leihgeber und Ihre Sammlungen vor. Anschließend standen die Leihgeber für nähere Erläuterungen ihrer Exponate zur Verfügung.
Fossilienfinder mit Berufung
Klaus Dieter Weiß und seine Familie
Klaus Weiß und seine Familie sind international und regional hoch geschätzte „Fossilienjäger“, die sich durch über Jahrzehnte geleistete harte Arbeit ein großartiges Renommee erworben haben.
Sein Spürsinn ist legendär: Vor einigen Wochen hat er wieder für eine Sensation gesorgt, als er die Versteinerung eines Flügels eines Vorfahren der Vögel aus dem Altmühltal mit nach Kelkheim brachte. Herr Kraatz zeigt ein Foto hiervon.
Seit seiner frühen Kindheit hat sich der gelernte Maschinenschlosser für Fossilien begeistert.
Als Autodidakt hat er mit seinen Erfolgen die Fachwelt in Bewunderung versetzt und viele Ehrungen, z.B. das Bundesverdienstkreuz, erhalten. Ein kleiner Teil seiner Funde wird in seinem Museum in Fischbach gezeigt werden. Alle anderen stellt er kostenlos Museen und Universitätsinstituten zur Verfügung.
Klaus-Dieter Weiß ist Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft „Paläo-Geo“ (Gründung 2004). Sie hat sich zum Ziel gesetzt, das Vermächtnis des Planeten Erde zu bewahren und die paläonto-logische Wissenschaft zu unterstützen.
Die herausragenden Leistungen von Klaus-Dieter Weiß und seiner Familie können nicht hoch genug gewürdigt werden.
Ein Husar aus Hornau oder Der Zauber der Zinnfiguren
Sammlung Hans Grimm
Hans Grimm ist ein begeisterter Sammler von Zinnfiguren und beschäftigt sich intensiv mit seiner Familiengeschichte. Zugleich ist er ein interessierter Bewunderer der Familie von Gagern. Alle drei Interessensgebiete spiegeln sich in der hier vorgestellten Ausstellung.
Aus seiner umfangreichen Sammlung stammen die Zinnfiguren im Zentrum der Vitrine:
- Vorne stehen fünf größere Figuren, die verschiedene Husaren (Soldaten zu Pferd mit einer besonderen Tradition) darstellen.
- Dahinter sind zwei Linien des „Husaren-Regiments König Humbert von Italien“ (1. Kurhessisches) aufgebaut. In diesem Regiment hat der Großvater von Hans Grimm, Adam Löw, zur Zeit des Kaiserreiches gedient.
- Hinter den Husaren sind zwei Linien Infanterie postiert.
Die Fotos der Postkarten stammen aus der Kaiserzeit und spiegeln die Bedeutung des Militärs in jener Epoche.
Der Husar Adam Löw aus Hornau war von 1884 bis 1887 als Rekrut in Bockenheim stationiert. Nach seiner Dienstzeit war er Landwirt in Hornau.
Die Großväter von Adam Löw waren beideSchultheißen in Hornau. Es gibt Dokumente, auf denen ihre Unterschriften zusammen mit der von Hans Christoph von Gagern zu finden sind.
Werke des Holzbildhauers Peter Konrad Enders
Sammlung Sigrid Stieler
Leihgeberin dieser Sammlung ist Frau Sigrid Stieler. Sie ist die Enkelin von Peter Enders und lebt als gebürtige Frankfurterin seit 2016 in Fischbach. Damit wohnt sie jetzt in dem Ort, in dem ihr Großvater viele Jahre wirkte. In ihrer Kindheit hat sie den Großvater häufig in seiner Werkstatt besucht, was damals per Zug, Bus und zu Fuß eine ,,kleine Weltreise“ war.
Frau Stieler hat sich zur Aufgabe gemacht, Leben und Werk des von ihr verehrten Großvaters in Erinnerung zu behalten und zu bewahren. Einige der hier ausgestellten Holzkunstwerke begleiten Frau Stieler als Gebrauchsgegenstände im Alltag.
Peter Enders, 1888 in Steinfurt geboren, zog 1914 nach dem Studium an der Kunsthochschule in Frankfurt und praktischer Ausbildung mit seiner Frau Emma nach Fischbach. Hier eröffnete er seine eigene Werkstatt.
Er war ein Holzkünstler der ,,alten Schule“.
Erst nachdem er eine Skizze und eventuell einen Gipsabdruck gemacht hatte und das passende Holzstück ausgesucht hatte, wurde das gewünschte Objekt aus einem Stück Holz herausgearbeitet und eventuell verziert. In seiner Werkstatt arbeitete er eng mit Schreinern aus Kelkheim und Umgebung zusammen.
Peter Enders wird als nachdenklicher, menschlicher, politisch interessierter und philosophischer Mensch beschrieben. 1968 kam er bei einem tragischen Unfall (er wurde von einem Motorrad erfasst, der Fahrer beging Fahrerflucht) ums Leben.
Ansichtskarten von Kelkheim und seinen Stadtteilen
Sammlung Marianne Baumann
Frau Marianne Baumann aus Kelkheim-Münster sammelt seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft. Die wichtigste Sammlung spiegelt die Liebe zu ihrer Heimatstadt: Ansichtspostkarten von Kelkheim. Sie besitzt inzwischen über 1800 verschiedene Motive aus allen Stadtteilen, die doppelten nicht mitgezählt.
Erwerben konnte sie diese auf verschiedenen Postkartenbörsen, hier in der Nähe, z.B. in der Jahrhunderthalle. Aber auch bis nach Stuttgart und München führte sie die Suche nach seltenen Exemplaren. Wenn es eben ging, war sie an den Wochenenden dafür unterwegs.
Von Beginn an hat Frau Baumann das Museum Kelkheim mit Leihgaben aus ihrer Sammlung unterstützt. In der Dauerausstellung veranschaulichen die Motive Kelkheim, wie es früher war.
Die hier ausgestellten Exemplare stammen aus den Anfangstagen der Postkarte. Damals sandte man von jedem Taunusausflug bebilderte Grüße.
Wir sehen frühe Ansichten von Hornau. Sie regen an, mit den Augen durch den Ort zu spazieren, der im 19. Jahrhundert die Heimat der Familie von Gagern war. Vieles hat sich verändert, manches ging verloren. Hier kann man es wieder neu entdecken.
Das Modell des Gagernschen Hofguts in der Vitrine hilft, die Standorte der Motive aufzufinden. So werden die alten Zeiten wieder lebendig.
Spieldosen - später Ersatz für kindliches Spielzeug
Sammlung Peter Rosenthal
Peter Rosenthal hat seine Sammlung von weit über hundert Spieldosen seit 1978 zusammengetragen. In seiner Kindheit konnten und wollten die Eltern kein Geld für Spielsachen aufwenden. Deshalb wurde beim Besuch von Flohmärkten sein Interesse für Spielzeug aller Art, besonders aber für Spieldosen, geweckt. Die umfangreiche Sammlung umfasst sowohl einfache Plastikobjekte als auch handwerklich aufwändige und sehr hochwertige Exponate.
Mit Spieldose bezeichnet man ein mechanisches, selbstspielendes Instrument in Form einer Dose oder eines Kastens. Dieses spielt, wenn es aufgezogen wird, eine oder mehrere Melodien.
Spieldosen gibt es seit ca. 1800 als sogenannte Walzenspieldose (Spielwerk in Walzenform), seit dem Ende des 19. Jahrhunderts auch als Lochplattenspieldose. Bei Letzterer sind die Platten mit unterschiedlichen Melodien schneller austauschbar, außerdem ist die Herstellung von Platten deutlich günstiger und ermöglichte vielfach höhere Auflagenzahlen.
Umgangssprachlich bezeichnet man Spieldosen häufig als Spieluhren. Im Unterschied zur Spieldose ist die Spieluhr aber eine mit einem Spielwerk ausgestattete Uhr, welche die Zeit durch das Spielen einer kleinen Melodie auch akustisch anzeigt
Puppenstuben
Ein Herz für kleine Welten
Sammlung Evi Scheiber
Diese hier gezeigten Puppenstuben stammen aus der 32 Stücke umfassenden Sammlung von Evi Scheiber. Sie hat ihre Sammlung seit rund 30 Jahren vorrangig auf Antikmärkten zusammengetragen.
Inspiriert von einer Freundin liegt ein Schwerpunkt der Sammlung auf den hier ausgestellten Biedermeier-Puppenstuben, aber auch andere Epochen wie Jugendstil sind vertreten.
Meistens kauft Frau Scheiber die leeren Gehäuse und richtet diese dann Stück für Stück liebevoll und detailgenau ein. Das Geld hierfür hat sie von Anfang an mit ihrer Malerei verdient.
Immer wenn sie eines ihrer wunderschönen Aquarelle verkauft hat, wurde dieses ,,Malgeld“ zur Anschaffung neuer Puppenstuben genutzt.
Mit Biedermeier bezeichnet man die Zeitspanne vom Ende des Wiener Kongresses 1815 bis zum Beginn der bürgerlichen Revolution 1848 in den Ländern des Deutschen Bundes.
Diese Zeit ist geprägt von der Rückwendung zur Innerlichkeit, zum gemütlichen und trauten Heim, bedingt durch eine Sehnsucht nach einem Idyll, nach einer sicheren Heimat. In den bürgerlichen Familien wurde viel musiziert und vorgelesen, Kleidermode und Literatur waren ,,konservativ“ bis ,,hausbacken“.
Die Wohnungseinrichtungen aus dieser Zeit werden heute allgemein als sehr hochwertig angesehen.
Faszination Fernost
Sammlung Jutta Schulze-Eckardt
Jutta Schulze-Eckardt ist es gelungen, sich mit schönen Dingen zu umgeben. Ihre Wohnung ist geschmückt mit Antiquitäten aus Fernost und Malstudien im chinesischen Stil – Ausdruck ihrer Begeisterung für asiatische Kulturen, besonders für China und das indonesisch-malayische Archipel.
Sechs Jahre lebte sie in Singapur, zwei Jahre in Djakarta (Indonesien), während ihr Mann als Repräsentant von Hapag-Lloyd besonders die Geschäftsbeziehungen führte, z. B. die Schiffe der Reederei betreute.
Frau Schulze-Eckardt hatte immer wieder Gelegenheit, ihre eigenen Interessen mit der touristischen Begleitung von Offizieren in dieser für uns fremden Welt zu verbinden: Sie besuchte vor allem Antiquitätenhändler oder andere exotische Geschäfte. So kam sie in Kontakt mit außergewöhnlichen Objekten, von denen einige hier ausgestellt sind.
Neben diesen wunderbaren Gegenständen waren es die Gespräche mit den Menschen dort, die Frau Schulze-Eckardt besonders faszinierten und ihr Leben bereicherten. Nach Jahren gemeinsamer Studien schenkte ihre chinesische Mallehrerin Frau Schulze-Eckhardt ein Wandbild mit chinesischen Schriftzeichen zum Geburtstag, das ebenfalls im Museum ausgestellt ist.
Im Namen der Leihgeber bedankte sich Frau Schultze-Eckhard beim Museum Kelkheim für die hervorragend organisierte und präsentierte Kuriositätenausstellung, vor allem bei Kurator Rüdiger Kraatz, aber auch bei Designerin Susanne Michelsky. Die Eröffnungsveranstaltung mit Bürgermeister Albrecht Kündiger und Kulturreferentin Beate Michelsky empfand sie ebenfalls als sehr gelungen.
Frau Marianne Bachmann überreichte Herrn Kraatz als Dank einen selbst kreierten Schreinergesellen.
Fotos: Wolfgang Pfankuch und Jürgen Moog
Sonntag, 05. November 2017 15:30 Uhr