Möbel des Jahres 2015
Weibliche Premiere im Bauhaus-Stil
Zeichentisch von Karin Schade, 1960
Von der Forderung des Bauhauses nach Funktionalität in Kombination mit anspruchsvollem Design ist dieser Zeichentisch beeinflusst.
Ein breites Planfach und darunter ein flexibler Seitenschrank mit drei Schreibtisch-Schubladen bieten Platz für die notwendigen Büro-Utensilien. Drei verstellbare Fächer auf der linken Seite erlauben eine geordnete Ablage.
Ästhetisch wird die Maserung des hellen Esche-Holzes von den dunklen Teakholz-Beinen vertikal dezent gerahmt.
Konzeption und Verarbeitung des Schreib- und Zeichentischs von Karin Schade, der 2015 zum Möbel des Jahres gekürt wurde, folgen den Prinzipien des Bauhauses: klare Funktionalität und Formensprache mit Betonung auf gute Verarbeitung und Qualität. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Stil des Bauhauses in der Möbelherstellung als „Neue Sachlichkeit“ wiederbelebt. Als Karin Schade nach ihrem Abitur 1958 eine Schreinerlehre begann, war dies eine kleine Sensation. Ihr Gesellenstück war ebenso exzellent wie ihr Gesellenbrief. In die Geschichte der Möbelstadt Kelkheim ging sie als erste Schreiner-Gesellin ein. Danach begann sie ein Studium der Kulturwissenschaften, ließ sich als Bauzeichnerin ausbilden und erwarb das Diplom des Bauingenieurs. Rückblickend wirkt ihr Gesellenstück, ein Schreib- und Zeichentisch in Esche, wie eine wohl reflektierte Projektion ihrer beruflichen Zukunft. Das zeitlose Möbelstück blieb zunächst in Karin Schades Nachlass und ging dann in den Besitz von Verwandten über.
Karin Schade (1937 – 1995)
Entlassungszeugnis
Biografie Karin Schade, Erste Schreinergesellin im Main-Taunus-Kreis
1937 geboren in Westerwohld, Schleswig-Holstein
1958 Abitur an der Helene-Lange-Schule in Frankfurt-Höchst
1958 Schreinerlehre bei Adam Müller Söhne in Kelkheim (erster weiblicher Lehrling im Main-Taunus-Kreis)
1960 Studienbeginn der Kulturwissenschaften und Architektur an der Johann-Wolfgang- Goethe-Universität, Frankfurt am Main
1962 Umzug nach Hamburg, Ausbildung als Bauzeichnerin, verkürzte Ausbildungszeit wegen guter Leistungen, Anstellung in einem renomierten Architekturbüro bis 1968
Kurse für Kunstschrift, Zeichnen und Aquarellieren
1969 Lehrgang an einer Schule für Bautechnik, Fachrichtung Hochbau
1969 bis 1970 Tätigkeit als Bautechnikerin bei einem Unternehmen für Stahlbetonbau
1970 bis 1995 Tätigkeit als Bauingenieurin, Bauüberprüfung
1984 Erwerb des Ingenieurdiploms
1995 gestorben in Hamburg