Die Stadt Kelkheim (Taunus) ist noch vergleichsweise jung. Die Aufwertung zur Stadt erfolgte zum 1. April 1938, als Prinz Philipp von Hessen die Eingemeindung von Münster und Hornau nach Kelkheim verfügte und der so entstandenen Großgemeinde gleichzeitig die Stadtrechte verlieh. Infolge der Hessischen Gebietsreform in 1977 kamen die Gemeinden Fischbach, Ruppertshain und Eppenhain zu dem Stadtverband hinzu.
Die ersten urkundlichen Erwähnungen der Stadtteile sind dagegen schon relativ früh zu finden:
780 - Fischbach und Münster
Die ersten schriftlichen Erwähnungen der heutigen Kelkheimer Stadtteile Fischbach und Münster finden sich auf einem Blatt mit Schenkungsnotizen aus dem „Codex Eberhardi“ (um 1160). Aufgrund von Namen und Zusammenhängen ist die Schenkung von Gütern zu Fischbach und Münster / Liederbach an das Kloster Fulda in die Amtszeit des dortigen Abtes Baugulf zwischen 780 und 802 zu datieren.
874 - Hornau
Auch Hornau verdankt seine erstmalige Erwähnung einer Schenkung. Per Urkunde bestätigte König Ludwig der Deutsche (833 – 876), ein Enkel Karls des Großen, dass Frau Rotlint mit seiner Erlaubnis einen Teil ihres Eigentums zu Hornau (Hurnova) im Niddagau dem Marienaltar der königlichen Salvatorkirche in Frankfurt übertrug.
Die Rotlintallee in Kelkheim-Hornau und die Rotlintstraße in Frankfurt erinnern noch heute an die wohl zum fränkischen Adel zählende Stifterin.
880 - Kelkheim
Die erste Urkunde von Kelkheim wurde am 17. November 880 von Ludwig dem Jüngeren (876 – 882) in seiner Frankfurter Pfalz eigenhändig unterzeichnet. Damals wurde Kelkheim noch Kadelcamf (d.h. Camp/Feld des Kadelo) genannt. In der Urkunde bestätigte er die Stiftung seines Vaters, Ludwig II. der Deutsche, der bereits um 852 ein Kanonikerstift an der neu erbauten Frankfurter Pfalzkapelle eingerichtet hatte. Da dort zwölf Geistliche unter einem Abt an dieser Kirche ständig den Gottesdienst versahen, stattete der König das Salvatorstift zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts reich mit Gütern aus.
Durch die Schenkungen in Hornau und Kelkheim zählten die beiden Orte zum ältesten Grundbesitz des Salvatorstifts.
1285 - Eppenhain
Die Erstnennung von Eppenhain (Siedlung des Eppo / Eberhard) findet sich in einem 1280 – 1285 angelegten Verzeichnis der Kappenzinse. Dort war festgelegt, dass die kleine Rodungssiedlung jährlich 28 Kapaune (gemästete Hähnchen) an den Herrn von Eppstein zu liefern hatte.
1294 - Ruppertshain
Zwischen 1291 und 1294 datiert die erste schriftliche Nennung von Ruppertshain in einem Verzeichnis der Abgaben an Futterhafer. Danach erhielt Gottfried III. von Eppstein aus Ruprechteshain (Siedlung des Ruprecht) 30 Malter Hafer.
Gemeinsames politisches Schicksal der Kelkheimer Stadtteile
Die Bewohner der heutigen Kelkheimer Stadtteile teilten durch die Jahrhunderte hindurch weitgehend das gleiche Schicksal. So waren sie lange Zeit Untertanen des Mainzer Kurfürsten. Nachdem dessen Territorium zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgelöst worden war, mussten sie mehrfach ihre politische Loyalität wechseln.
So fielen die Orte zunächst an das Herzogtum Nassau. 60 Jahre lang wurden sie von Wiesbaden aus regiert. Nachdem sich jedoch der Herzog von Nassau 1866 im preußisch-österreichischen Krieg auf die falsche Seite, nämlich die des Verlierers Österreich gestellt hatte, musste er sein Herrschaftsgebiet an Preußen abtreten.
1867 teilte die preußische Regierung ihre neuen Gebiete in Landkreise ein. Dabei kamen Hornau, Kelkheim, Fischbach, Ruppertshain und Eppenhain zum Obertaunuskreis, Münster hingegen fiel an den Landkreis Wiesbaden (Main-Taunus). Erst seit der Gründung des Main-Taunus-Kreises 1928 gehören alle heutigen Kelkheimer Stadtteile wieder einer Verwaltungseinheit an.
Die wirtschaftliche Entwicklung Kelkheims
Die dokumentierte Vergangenheit der Stadt Kelkheim ist die Geschichte von Bauern, Handwerkern und Bürgern.
Einhergehend mit der Industrialisierung des Rhein-Main-Gebiete wurden die wirtschaftlichen Strukturen der Stadt durch die Entwicklung des Schreinerhandwerks in den Dörfern der Region seit Mitte des 19. Jahrhunderts entscheidend geprägt.
Internationale Bedeutung erhielten Kelkheimer Möbelfirmen durch aufsehenerregende Aufträge Mitte der 50er Jahre.
Durch die Entwicklung von Hochleistungsmaschinen erfuhr das Schreinerhandwerk einen Umbruch. Mit dieser technischen Entwicklung war nach der Mitte des 20. Jahrhunderts ein Rückgang von Schreinereien zu verzeichnen.
Heute wird der überregionale Ruf Kelkheims als Möbelstadt mit der Herstellung von Möbeln vorwiegend des oberen Preissegments, hochwertigem Innenausbau und kompetenter Beratung fortgeführt.