Die historische Schreinerwerkstatt
Das Museum Kelkheim präsentiert eine Schreinerwerkstatt aus den 1920er Jahren. Vom Fußboden bis zum kleinsten Nagel sind alle Teile Originale aus Kelkheimer Werkstätten.
Der Anschluss Kelkheims an das Stromnetz und der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Ersten Weltkrieg ermöglichten es immer mehr Schreinern, Maschinen für die Holzverarbeitung anzuschaffen. Es ergab sich eine Unterteilung in Bankraum und Maschinenraum, um die feineren handwerklichen Arbeiten nicht durch Staub und Sägemehl zu beeinträchtigen.
Das linke Foto zeigt den Bankraum und das rechte Foto den Maschinenraum
Der Maschinenraum
Dieser Raum lag wegen des enormen Gewichts der Maschinen und der starken Vibrationen üblicherweise im Erdgeschoss. Oft gab es einen eigenen Maschinenschreiner.
Folgende Maschinen waren vorhanden:
Abrichte: Das sägeraue Holz wird geebnet und geglättet, d.h. abgerichtet.
Kombinierte Maschine mit Kreissäge, Bohrmaschine und Fräse
Bandsäge
Sägeblatt-Schärfgerät und Schleifstein
Aus statischen Gründen kann die Dickte, auch Dickenhobel genannt, die schwerste Maschine, hier nicht gezeigt werden. Sie brachte das Holz auf gleiche Dicke und auf gleiche Breite.
An den Wänden hängen Messerkästen mit den Profilmessern für die Fräse und Bohrern für die Bohrmaschine.
Der Einsatz von Maschinen brachte eine enorme Arbeitserleichterung. Gleichzeitig erhöhte sich die Unfallgefahr. Hier war immerhin ein Erste-Hilfe-Kasten vorhanden und bei der Abrichte wurde an der Messerwelle ein selbstgebauter Fingerschutz nachgerüstet.
Außerdem gab es Vorschriften für den Betrieb von Starkstromanlagen. Dennoch ging vom Maschinenraum oft ein Brand aus. Für die schnelle Hilfe war ein Feuerlöschgerät vorhanden. Viele Schreiner waren in der freiwilligen Feuerwehr.
Der Bankraum
In zweigeschossigen Schreinereien befand sich der Bankraum im ersten Stock. Im Bankraum wurden die feineren Arbeiten wie Leimen, Furnieren u. Ä. ausgeführt. Dieser Raum musste immer möglichst sauber und staubfrei sein.
Hier ausgestellt sind:
Zwei Hobelbänke: Die Hobelbänke standen am Fenster, um möglichst lange das Tageslicht zu nutzen. Mit der elektrischen Beleuchtung konnte die Tages-Arbeitszeit verlängert werden. Jeder Schreiner hatte seine eigene Hobelbank.
Zwei Werkzeugschränke: Jeder Schreiner hatte griffbereit an der Wand seinen Werkzeugschrank mit den wichtigsten Schreinerwerkzeugen.
Leimofen: Auf dem Leimofen stand der Leim bereit. Der Ofen wurde mit Holzabfällen, Sägespänen und Sägemehl befeuert und heizte im Winter die ganze Werkstatt.
Spindelpressen und geformte Zulagen: In Spindelpressen wurden furnierte Holzplatten gepresst. Für geschweifte Flächen legte man entsprechende Zulagen in die Spindelpressen.