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INTERNATIONALER MUSEUMSTAG 2024
Im Rahmen des Internationalen Museumstages am 19.05.2024 mit dem deutschlandweiten Thema „Happy Museum“ hat das Museum Kelkheim keinen Aufwand gescheut und eine Kabinettausstellung sowie einen Vortrag von Frau Dr. Kirstin Funke mit dem Titel „Menhir – oder Grenzstein – ein Glücksfall für die Archäologie“ auf die Beine gestellt. Ein Glücksfall ist das Vorhandensein unseres Steines für Kelkheim und auch für den Main-Taunus-Kreis, da es sich bis dato um den einzigen stehenden Stein im Kreis handelte.
Bereits durch die Ankündigung des Vortrages in den Kelkheimer Medien wurde bekannt, dass Kelkheim einen weiteren Stein besitzt, der sehr gut zu dem Hohestein passt. Dem Vortrag voraus gingen umfängliche Forschungsarbeiten. Bekannt ist der Stein in der Kelkheimer Bevölkerung schon lange als Hohestein oder Hühnerstein.
Davon zeugen auch Flurnahmen – auf dem Hühnerberg, am Hühnerberg und Hohestein - , die den Aufstellungsort des Steines umgeben. Dass es sich beim unserem „Hohestein“ im späten Mittelalter um einen Grenzstein handelte, war unzweifelhaft.
Belege dazu fanden sich in den Ortsarchiven von 1714 und in den Grenzsteinzeugen in der Grube des letzten Aufstellungsortes des Steines.
Der Ursprungsfrage war somit, wurde unser Stein noch anders genutzt? Kann es sich möglicherweise um einen Menhir handeln?
Grob zusammengefasst, ergaben die Recherchen folgendes:
- Ein Menhir ist ein aufrechtstehender Stein, der höher als breit und dick ist und von Menschenhand an Stelle gebracht und errichtet sein musste.
- Er wurde an exponierter Lage aufgestellt, war von weitem sichtbar, frei – meist auf weiten Flächen mit Erhebung aufgestellt.
- Er besitzt Randseiten, die schmaler sind als die Vorder- und Rückseite, unterer Teil weit eingegraben.
- Er ist oft unbearbeitet und zeigt selten Verzierungen.
- Er besteht überwiegend aus Quarziten, Kalk-, Sand-, Granitstein.
- Er ist als einzelner Stein, in Reihen oder Kreisen aufgestellt.
- Datierung oft ins 4. Jahrtausend v.Chr.
Die Punkte eins bis sechs treffen auf unseren Stein zu. Schwierig ist die Datierung. Frau Funke wies darauf hin, dass eine Pfeilspitze, die aus dem Ende der Jungsteinzeit stammt, also um ca. 2000 v.Chr. datiert, im Füllmaterial der Grube lag, aber über den Grenzsteinzeugen gelegen hat. Direkt datierend ist sie also nicht.
Auffällig sind allerdings Siedlungspuren mehrerer bandkeramischer Langhäuser und Siedlungshinterlassenschaften, wie Scherben, Hüttenlehm und Pfeilspitzen auf dem Hühnerberg. Diese stammen aus dem Beginn der Jungsteinzeit. In unseren Breiten ist damit die Zeit um 4500 v.Chr. gemeint.
Die zum Thema Forschenden vertreten verschiedene und nicht immer deckungsgleiche Ansichten über die zeitliche Einordnung von Menhiren. Deshalb ging Frau Funke auf die in der Literatur genannten Einsichten ein und erläuterte unter anderem ihre Herkunft ausgehend von den großen Steinsetzungen der Bretagne über die britischen Inseln und Nordeuropa bzw. auch über das Pariser Becken bis in unsere Region. Letztere Verbreitung, ohne Umwege über große Gewässer, spricht für eine schnellere Verbreitung und somit auch dafür, dass es den Hohestein schon zu Beginn der Jungsteinzeit gegeben haben könnte. Warum auch nicht?
Auch die Verbreitung der Menhire passt gut in dieses Bild. Nicht außer Acht gelassen wurden profane und sakrale Intentionen, die zu einer Aufstellung eines Menhirs, vielleicht auch unseres Hohesteines, geführt haben können.
Wurde er als astronomisches Zeichen, zur Bestimmung von Sonnenwenden, Saat- oder Erntezeiten genutzt? War er auch am Anfang schon Wegweiser? Wurde auf dem Hoheberg Recht gesprochen, gerichtet oder gar geopfert?
In der nachfolgenden Diskussion stellte sich heraus, dass die heutige Schneidhainer Straße früher Galgenweg hieß. Sie führt direkt zum Hühnerberg. Ist das nicht ein Zeichen?
Aus Synodalbeschlüssen des 5. und 7.Jh. n.Chr. ist bekannt, dass Opferungen vor Menhiren verboten wurden. Rituale halten sich lange, man siehe nur Bestattungsrituale, die wir auch heute noch pflegen. Warum nicht auch Opferungen? Opfer sind aus allen prähistorischen Epochen bekannt. Auch Mythen und Aberglaube blieben nicht unerwähnt. Namensgebungen wie Hühnerstein, der einem Missverständnis entsprang und wahrscheinlich vom Hühnenstein, dem Stein des Riesen stammt, wurden erläutert.
Das Resultat der Forschung zum Menhir fand bei der großen Zuhörerschaft Anklang und stieß auf rege Diskussion.
Der Hohestein hat nun einen Platz im Museum und kann im Rahmen der Kabinettausstellung noch bis zum Sommer besichtigt werden.
Text: Dr. Kirstin Funke
Fotos: Jürgen Moog
Sonntag, 19. Mai 2024 16:00 Uhr