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ZUM TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT
Auf dem Gagernweg durch Alt-Hornau
Ein Rundgang mit dem Historiker Rüdiger Kraatz zum Leben und Wirken der Familie von Gagern für die deutsche Einheit und eine parlamentarische Verfassung.
Zunächst wurde die Vorgeschichte des Ortes Hornau und der Gagern-Anlage beschrieben. Es wurde dargelegt, wie und an welchen Orten Kelkheim das Erbe der Familie von Gagern hochhält. Es folgte eine Erläuterung über die übergreifenden historischen Bedingungen, die auch die Rolle der Familie von Gagern bestimmten. Hier spielte vor allem der Übergang zum industriellen und bürgerlichen Zeitalter eine Rolle. Die Epoche der Könige und Fürsten ging langsam zu Ende, damit veränderten sich auch die Umstände für die Adligen, die sich Freiherren nennen durften, wie die Mitglieder der Familie von Gagern.
Besonders beim Schicksal des Hans Christoph von Gagern lassen sich diese Veränderungen nachvollziehen. Er und seine Söhne mussten Karrieren bei Fürsten und Regierungen nachsuchen, beispielsweise nach einer Ausbildung auf dem militärischen, juristischen oder Verwaltungssektor.
Die Teilnehmer folgten dann den Tafeln des Gagern-Rundweges bis zur Vorstellung der Ereignisse um die Revolutionsjahre 1848/49.
Besonders die Beiträge der drei „politischen Söhne“, Friedrich, Heinrich und Max von Gagern, wurden vorgestellt und gewürdigt. Bei der Betrachtung der Ereignisse in der Frankfurter Paulskirche ging es darum, die Entwicklung heute vertrauter parlamentarischer Gepflogenheiten nachzuvollziehen. Die außerordentlich wichtige Rolle des Parlamentspräsidenten Heinrich von Gagern stand hier im Zentrum. Im Anschluss fasste Rüdiger Kraatz in einem Überblick die Entwicklung der Verfassungen in Deutschland bis zur heutigen Bundesrepublik zusammen.
Der nächste Teil des Vortrages wurde der Gedenkstätten- und Gedächtniskultur gewidmet, zunächst am Beispiel der Gagernanlage. Es wurden einige Stimmen von Kelkheimern erwähnt, die die politische Wirkung besonders des Präsidenten Heinrich von Gagern als rückschrittlich und gegen das Volk gerichtet kritisierten. Dieser als unhistorisch bezeichneten Deutung wurde ebenso widersprochen wie der in heutiger Zeit oft leichtfertigen Verfassungs- und Parlamentskritik in der Bundesrepublik. Das Beispiel der Zerstörung des parlamentarischen Systems in der Weimarer Republik durch nationale und nationalsozialistische Gruppierungen sollte uns zu denken geben.
An dieser Stelle wurde noch einmal auf die Bedeutung der Erinnerungskultur hingewiesen. Vor diesem Hintergrund wurde die Notwendigkeit einer Erhaltung und Pflege dieser Gagernstätte betont. In diesem Zusammenhang wurde auf die vielfältigen Aktivitäten der Hornauer Historikerin Frau Wittekind hingewiesen, ohne die die Errichtung diese Anlage nicht möglich gewesen wäre.
Die Führung wurde entlang des Gagern-Rundweges fortgesetzt.
Auf dem Friedhof angekommen, erläuterte Rüdiger Kraatz einige der ikonographischen Details der verschiedenen Gräber.
Der Weg führte dann zurück zum Liederbach, wo die letzten Informationstafeln des Rundweges vorgestellt und erläutert wurden.
Sie befassen sich mit dem Zeitalter der Romantik, dem Familienleben derer von Gagern, den Hornauer Gärten und den gärtnerischen Vorlieben des Hans Christoph von Gagern, und schließlich dem großen Kreis deutscher und europäischer Diplomaten, Intellektueller und anderer einflussreicher Persönlichkeiten, die mit der Familie von Gagern in Verbindung standen.
Text: Rüdiger Kraatz
Fotos: Jürgen Moog
Montag, 03. Oktober 2022 16:00 Uhr