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70 JAHRE KIRCHE ST. MARTIN IN HORNAU
Ein Rückblick auf den Neubau in den schweren Zeiten um 1952
von Christa Wittekind
Am 19. Juni 2022, einem heißen Sonntag, würdigte die Heimathistorikerin Christa Wittekind die Notwendigkeit, den langen Weg, die Schwierigkeiten und Besonderheiten des vor 70 Jahren geweihten Kirchenbaus in Hornau. Rund 40 interessierte Bürgerinnen und Bürger freuten sich über die von Frau Wittekind geschilderte Geschichte der katholischen St. Martinskirche, angereichert mit zahlreichen Anekdoten.
Zunächst führte Frau Wittekind ihre Zuhörerinnen und Zuhörer um die Kirche herum, um sie auf die Besonderheiten der Architektur und z.B. die Verschalung der Kirche mit Mammolshainer Taunusquarzit aufmerksam zu machen.
Erinnerungstafel, angebracht an der St. Martinskirche
Die Notwendigkeit für den Bau einer neuen Kirche als Ersatz für die in 1725 errichtete alte Martinskirche ergab sich bereits mit Beginn des 20. Jahrhunderts durch den enormen Bevölkerungszuwachs. Der hierfür gegründete Kirchenbauverein erwarb schon 1913 einen Bauplatz auf dem Grundstück des ehemaligen Hofguts der Freiherren von Gagern.
Frau Wittekind schilderte, wie Inflation und Krieg die Umsetzung des Neubaus der Kirche verhinderten. Doch unter Bezug auf das Paulskirchenjubiläum und die Verbindung von Hornau durch die Freiherrn von Gagern zur Paulskirchenversammlung in 1848/49 erhielt die Gemeinde die Baugenehmigung und in 1947 konnte tatsächlich der erste Spatenstich erfolgen.
Der Entwurf Kirchenbau wurde durch den hierzu beauftragten Kirchenbaumeister der Diözese Limburg, Christoph Rummel, geschaffen. Er entwarf einen Rundbau, ganz offensichtlich in Anlehnung an den Grundriss der Paulskirche.
Schon vor der Baugenehmigung kauften Pater Flavian und die Ausschüsse Natursteine aus Mammolshain, die mit gut 100 Lastwagenfuhren herangeschafft wurden. Hinzu kamen Frankfurter Trümmersteine und Odenwälder Muschelkalkstein.
Die Grundsteinlegung erfolgte 1948 bei strömendem Regen. Der Währungsreform trotzte man mit Spenden und Naturalien für die Handwerker. Als es fürs Dach kein Geld mehr aus Limburg gab, organisierte Pater Flavian über einen ihm bekannten Geistlichen aus Kaub Schiefer. Mit weiteren durch den Bauverein gesammelten Spenden konnte der Bau vollendet und am 22. Juni 1952 eingeweiht werden.
Christa Wittekind berichtete, dass drei Tage lang gefeiert wurde: den Abschied von der alten Kirche, dann einen bunten Abend mit Gedichten, Gesang und Fackelzug und schließlich am Sonntag die Einweihung.
Hierbei wurde Bischof Wilhelm Kempf an der Ortsgrenze empfangen und zur Kirche geleitet, die er – wie es Brauch war – dreimal umschritt.
Text: Christa Wittekind
Fotos: Jürgen Moog
Sonntag, 19. Juni 2022 16:00 Uhr