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Führung "Die drei politischen Brüder Friedrich, Heinrich und Max von Gagern in Hornau" (Artikel von Torsten Weigelt)
Sonntag, 22. Mai 2022, 14:00 Uhr
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"Ich liebe Hornau ungemein" (Heinrich von Gagern)

DIE DREI POLITISCHEN BRÜDER FRIEDRICH, HEINRICH UND MAX VON GAGERN IN HORNAU

Führung entlang des Gagernweges in Kelkheim-Hornau

mit Torsten Weigelt

Auf den Spuren der drei Brüder Heinrich, Friedrich und Max von Gagern führte Torsten Weigelt (Journalist und Mitglied des Kelkheimer Museumsvereins) am Sonntag, 22. Mai, knapp 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch das alte Hornau.

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Start war auf der Gagern-Anlage an der Rotlint-Allee, die einst Teil des Gagernschen Hofgutes war. Von dort ging es über insgesamt fünf Stationen bis zum Hornauer Friedhof.

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Mit Blick auf das bevorstehende 175. Jubiläum der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche verwies Torsten Weigelt auf die wichtige Rolle der Gagern-Brüder in diesem ersten gesamtdeutschen Parlament: Heinrich wurde von den Abgeordneten zum Parlamentspräsidenten gewählt und wechselte später auf den Posten des Reichsministerpräsidenten; Max war  u.a. stellvertretender Vorsitzender des Verfassungsausschusses und damit am Entwurf des Grundrechtekatalogs beteiligt, der nach dem Zweiten Weltkrieg noch als Vorlage für die Ausarbeitung der Grundrechte im heutigen Grundgesetz diente.

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Im Hintergrund das Gagernhaus

Zwar wurde keiner der drei Brüder in Hornau geboren oder wuchs dort auf. Doch Max lebte immerhin knapp fünf Jahre auf dem Hofgut (1833-1836 sowie 1854/55) und auch Heinrich und Friedrich hätten sich oft dort aufgehalten und seien Hornau emotional eng verbunden gewesen, erläuterte Torsten Weigelt. Das belegte er mit mehreren Zitaten aus Briefen und anderen Texten. So schrieb Heinrich 1835 an Friedrich: "Ich liebe Hornau ungemein." Dieser wiederum verbrachte fast alle seine Urlaube auf dem Hofgut. („Hornau blieb stets sein Magnet und Ziel.“) Dass es dabei nicht immer nur harmonisch zuging, zeigt wiederum ein Brief des Vaters Hans Christoph von Gagen aus dem Jahr 1832, in dem er sich beklagt: „Wegen dem Heinrich habe ich überall einen harten Stand ... Allerdings hatte ich letzthin einmal eine lange Konversation mit ihm – im Kuhstall zu Hornau, auf und ab gehend, und zu meiner Befriedigung. Aber so reitet man auch oft mit Agrément ein Pferd, das hernach doch durchgeht.“

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Eine besondere Bedeutung für die politischen Aktivitäten der Brüder hatte der Staufenschwur, wie Torsten Weigelt an der entsprechenden Informationstafel an der Ecke Hornauer Straße/Theresenstraße deutlich machte: Im Oktober 1838 versprachen sich Heinrich, Friedrich und Max während einer Wanderung auf den Fischbacher Hausberg, für den Rest ihres Lebens zusammenzuhalten und sich für einen Nationalstaat mit starkem Parlament und freiheitlicher Verfassung einzusetzen. Für Friedrich von Gagern hatte das allerdings fatale Folgen. Als er im April 1848 sein Versprechen an die Brüder einlösen wollte, wurde er als Kommandeur einer Militäreinheit in den republikanischen „Hecker-Aufstand“ verwickelt. Der Aufstand wurde zwar beendet, doch Friedrich von Gagen kam dabei ums Leben.

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Sein Grab befindet sich auf dem Hornauer Friedhof.

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An dieser abschließenden Station der Führung machte Torsten Weigelt deutlich, dass eine Bewertung der damaligen Ereignisse noch immer umstritten ist. Auf der einen Seite hätten Friedrich Hecker und seine Mitstreiter inhaltlich unseren heutigen Vorstellungen von Demokratie nähergestanden als die Gagern-Brüder, die noch in den Verfassungsdebatten der Nationalversammlung 1848/49 für eine konstitutionelle Monarchie mit beschränktem Wahlrecht eintraten. Auf der anderen Seite wollte Hecker seine politischen Ziele mit Gewalt erreichen und nicht auf parlamentarischem Weg, wofür er selbst in den Revolutionswirren 1848 in der Bevölkerung und unter politisch Gleichgesinnten nur wenig Rückhalt hatte. 
Vor diesem Hintergrund plädierte Torsten Weigelt für eine differenzierte Sicht auf das politische Denken und Handeln der Familie von Gagen. Die Führung basiert auf seinen Recherchen zu einem Buch, das zur Frankfurter Buchmesse im Oktober 2022 unter dem Titel „Gagern – Pioniere der deutschen Demokratie“ erscheinen wird.

Text: Torsten Weigelt

Fotos: Wolfgang Pfankuch

 

Sonntag, 22. Mai 2022 14:00 Uhr
Ort Kelkheim-Hornau