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Zeitreise – Eine Führung durch Kelkheims historisches Herz
mit Museumspädagogin Marianne Bopp und Historiker Julian Wirth
Wo und wann Kelkheims Geschichte beginnt, lässt sich ebenso unterschiedlich wie interessant beantworten. Museumspädagogin Marianne Bopp und Historiker Julian Wirth haben sich dazu entschieden, diesen Beginn in der Hauptstraße zu suchen.Gemeinsam luden die beiden zu ihrer neuen Führung im historischen Herz der Stadt Kelkheim ein und nahmen ihre Gäste mit auf eine Reise durch die Hauptstraße, in die Zeiten der Mainzer Kurfürsten, des Herzogtums Nassau und der preußischen Provinz Hessen-Nassau.
Julian Wirth legte den Schwerpunkt seiner Erzählung in die Vormoderne.
Am „Gespensterhaus“ (Hauptstraße 49) beginnend, erzählte er vom Aussehen des ehemaligen Dorfes, seiner „Ortsbefestigung“ mit Unter- und Obertor und dem heute seltsam klingenden Weg „Judehohl“.
Die über Jahrhunderte andauernde Zerstückelung des Landes durch ein Erbrecht, dass sogar die Frauen jener Zeit berücksichtigte (!) wurden von ihm ebenso thematisiert, wie das heute noch häufig anzutreffende Fachwerk des ehemaligen Dorfes.
Links das "Gespensterhaus", rechts: Julian Wirth zeigt, dass Kelkheim im 19. Jahrhundert ein klassisches Straßendorf war.
Insbesondere das „Gespensterhaus“, ein ehemaliges sogenanntes Wohn-Scheune-Haus, kann als architektonisches Kuriosum unserer Stadt bezeichnet werden. Die ärmlich anmutenden Lebensverhältnisse des 18. Jahrhunderts lassen sich an ihm besonders gut nachvollziehen.
Marianne Bopp wiederum blickte in die Moderne, die Umbruchzeit zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Als Nebenerwerb wurden die Schreinerei und das Möbelhandwerk immer wichtiger und prägten Kelkheims Wirtschaften und das Leben seiner Anwohner über ein Jahrhundert.
Links das Gelände der Fa. Dichmann mit Teich und Sägewerk, rechts zeigt Marianne Bopp, dass die Fa. sogar über eine Kleinbahn verfügte.
Die Museumspädagogin redete über die enorme Anzahl an Schreinereien, ihre im Laufe der Zeit wechselnden unternehmerischen Strategien und den Weltruhm ihrer Möbel.
Die Belegschaft der Fa. Dichmann in 1909.
Insbesondere das holzverarbeitende Unternehmen Dichmann prägte das Dorf und die Stadt (ab 1938) wie kein zweites. Edle und exotische Hölzer aus aller Welt trafen in Kelkheim ein und wurden hier den Wünschen der Kunden entsprechend weiterverarbeitet.
Ein Zeitsprung! Am Platz ohne Namen, bei der Stadtkapelle, erläuterte Wirth die Folgen des Dreißigjährigen Krieges, die Heere, den Hunger, die Pest, die gleich den Apokalyptischen Reitern unsere Region überkamen.
Der Galgenbaum
Der Wiederaufbau nach dem großen Brand von 1671 durch die Hilfe des „Deutschen Salomo“, Kurfürst Johann Philipp von Schönborn, wurde durch ihn erläutert. Auch die interessante Geschichte der ersten Kapelle Kelkheims, die ursprünglich eine Hofheimer „Pestkapelle“ war, wurde erzählt.
Marianne Bopp thematisierte im Anschluss die Errichtung der Kapelle von 1891/92, die mit viel Eigenleistung der Kelkheimer Katholiken gelang. Seit 1938, als Kelkheim mit Hornau und Münster vereinigt die Stadtrechte bekam, darf sie sich Stadtkapelle nennen. Daneben lagen jahrzehntelang Rathaus und Polizei, wechselnd in zwei Gebäuden, die zu ihrer Zeit auch als Schule gedient hatten.
Immer wieder kam es zu Erzählungen ehemaliger und derzeitiger Anwohner der Hauptstraße, die der Führung eine besondere Lebendigkeit und Dynamik verliehen. Die Autoren dieser Zeilen bedanken sich hierfür ausdrücklich.
Viel wäre noch zu erzählen gewesen, doch nach fast zwei Stunden fand die Führung am oberen Ende der Hauptstraße ihr Ende.
Der herzliche Dank der Verfasser dieses Artikels gilt den Besuchern ihrer Führung sowie Herrn Jürgen Moog vom Museumsverein für die ansprechenden Fotos.
Marianne Bopp und Julian Wirth
Samstag, 20. November 2021 15:00 Uhr