Zurückliegende Veranstaltungen
Kelkheim zur NS-Zeit
Lesung und Gespräch
Im Frühjahr 2018 hat die Stadt Kelkheim das Buch „Kelkheim in der Zeit des Nationalsozialismus – Eine Spurensuche“ herausgegeben. Aus diesem Werk haben die Autoren am 21.09.2018 ausgewählte Stellen gelesen und kommentiert.
Kulnsthistorikerin Monika Öchsner, im Hintergrund die 2. Vorsitzende des Museumsvereins Andrea Hillebrecht-Schulte
Am Beginn las Monika Öchsner Textstellen über Jugend und Erziehung aus ihrem Beitrag „Fischbach in der NS-Zeit“. Als Überleitung stellte Rüdiger Kraatz Seiten aus der Schulzeitschrift „Unsere Welt“ aus den Jahren 1933-34 vor. Eine Kelkheimer Volksschulklasse unter ihrem Lehrer Bruno Semrau nahm an einem Reformschulprojekt teil, das in der Weimarer Zeit begonnen hatte. Mit dem Datum der Machtübernahme durch die Nazis waren relativ schnell fast alle Beiträge im Sinne der NSDAP politisiert und geben Auskunft über die Auswirkungen der nationalistischen Propaganda an Kelkheimer Schulen ab 1933.
Linkes Foto: Kulturdezernent Hans-Walter Müssig und rechtes Foto: Historiker Rüdiger Kraatz
Die Rolle der Kirchen thematisierte Dr. Gerd Petzke in seinem Beitrag „Die Kelkheimer Pfarr- und Kirchengemeinden im Dritten Reich“. Die Lesung wurde eingerahmt von Erläuterungen in einem weiteren historischen Kontext, der die Wechselwirkungen von Thron und Alter in der Geschichte zum Thema hatte.
Heidi Stögbauer las anschließend – unterstützt von Andrea Hillebrecht-Schulte – über die „Juden in Kelkheim und seinen Stadtteilen“, wobei besonders das Beispiel von Anna Schmidt im Vordergrund stand. Dazu hatte die Autoren Dokumente an einer „Wäscheleine“ aufgehängt, so dass sich die Besucher einen genaueren Blick von der Lebensgeschichte der ermordeten Fischbacher Jüdin machen konnten. In einem zweiten Abschnitt wurde das Schicksal des Frankfurter „Juden Heinemann“ vorgestellt, den eine Fischbacher Familie bis Kriegsende versteckt hatte.
Nachdenkiiche Gesichter, links Bürgermeister Albrecht Kündiger
Rüdiger Kraatz las zusammen mit Andrea Hillebrecht-Schulte über eine spannende Familiengeschichte, in der Mitbürger mit jüdischen Wurzeln eine Rolle spielten (Huppertz, Hasenfuß, Wunderlich). Diese Geschichte illustriert, wie politische Zerwürfnisse zwischen Familienmitgliedern und Generationen entstanden und wie ein starker Überlebenswille viele Menschen vor dem Tode rettete.
Dazwischen, gewissermaßen als „Auflockerung“ zwischen den Vorträgen mit tragischem Inhalt, trug Andrea Hillebrecht-Schule noch zwei kurze Geschichten vor: „Die Wunderkuh“ aus der Zeit der Besetzung des Klosters und zum zweiten „Einer muss in die Partei“ von Ilse Maas über die Zwänge innerhalb einer Familie, einzelne Mitglieder in einer Nazi-Organisation anzumelden.
Die Organisatoren hatten auf einem Sondertisch und einer Stellwand Dokumente und Objekte ausgestellt, die die Themen des Abends illustrierten.
Der Abend wurde mit einer anregenden Diskussion abgerundet.
Text: Rüdiger Kraatz
Fotos: Wolfgang Pfankuch
Freitag, 21. September 2018 19:00 Uhr