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Die Expedition Custine in den Taunus (Artikel von Dr. Dr. Mark Scheibe)
Samstag, 10. März 2018, 19:30 Uhr - 20:30 Uhr
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„Die Expedition Custine in den Taunus

– Rheinland-Pfalz, Hessen und die gescheiterte Freiheit 1792/93“

Vortrag von Dr. Dr. Mark Scheibe im Museum Kelkheim

zur Ausstellung im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt  

Im Herbst/Winter 1792/93 standen der Taunus und das Rhein-Main-Gebiet kurzzeitig im Mittelpunkt der Geschehnisse der Französischen Revolution. Unter dem Motto „Frieden den Hütten, Krieg den Palästen“ kamen die Soldaten auch nach Eppstein, Kelkheim und Königstein, doch mit den Plünderungen der Gemeindekassen wurden sie von der Bevölkerung bald als „Freiheitsschwindler“ beschimpft. Die von ihrem Oberbefehlshaber Custine initiierte Mainzer Republik scheiterte, auch weil die vorgeblichen Demokraten mit roher Gewalt, Erpressungen und Geiselnahmen vorgingen, um die Einwohner zu den Wahlen zu zwingen. Die viel geschmähten Akteure wurden nach dem gescheiterten Feldzug mit Gefängnisstrafen unter anderem auf Burg Königstein belegt.

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Als französische Soldaten am 21. Oktober 1792 auf dem Schlossberg oberhalb von Marxheim bei Hofheim eine meterhohe Pechfackel entzündeten, stand dem Taunus die Epoche der Französischen Revolution bevor: Mit diesem Signal sollten die nach Frankfurt marschierenden Truppen eine Verbindung nach Mainz halten. Kurz darauf erreichten sie auch Kelkheim und Umgebung.

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Doch was war das für eine Zeit, die nun auf unsere Region zukam?

Seit drei Jahren herrschte in Paris bereits der Ausnahmezustand, nachdem von dort aus die Truppen endete mit der Kanonade von Valmy, von der Goethe als Augenzeuge berichtet haben wollte, daß „von hier und jetzt eine neue Epoche der Weltgeschichte ausging“. Zwei Tage danach setzte sich die im Elsaß stationierte französische Rheinarmee in Bewegung, die unter ihrem Oberfehlshaber Custine innerhalb kurzer Zeit über Mainz und Frankfurt bis an die Lahn und die Wetterau gelangen konnte. Custine aber, von dem man sagte, daß vor ihm die Mauern deutscher Städte wie vor einem zweiten Joshua gleichsam einfielen, hatte mit seinem Motto „Krieg den Palästen, Frieden den Hütten“ weder politisch noch militärisch Glück. Bald schon von Preußen und Hessen zurückgetrieben, Königstein in Flammen, zog er sich auf die linke Rheinseite zurück.

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Von den Franzosen verursachter Brand von Königstein in der Nacht vom 7./8. Dezember 1792, um freies Schussfeld auf die preußischen Belagerer zu bekommen (Ausschnitt)

Durch die Plünderung der Ämter, um mit dem Geld die Truppen zu bezahlen, wurden die Franzosen überall bald als „Freiheitsschwindler“ beschimpft. In Rheinhessen und Rheinpfalz versuchte der militärisch stark bedrängte Custine noch einen Erfolg mit den Wahlen zur Mainzer Republik zu erringen, doch seine Akteure gingen mit roher Gewalt, Erpressungen und Geiselnahmen vor, um die Einwohner zu den Wahlen zu zwingen, was die Bevölkerung mit einer rigorosen Ablehnung der angeblichen Demokraten quittierte.

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Die vorgeblichen Freiheitskämpfer wurden nach dem Fall von Mainz im Juli 1793 mit Gefängnisstrafen auf Ehrenbreitstein und auf der Burg Königstein belegt. Custine selbst endete im August 1793 in Paris unter der Guillotine.

Dr. Dr. Mark Scheibe

Samstag, 10. März 2018 19:30 Uhr
Ort Museum Kelkheim