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Präsentation „Möbel des Jahres 2018“ (Artikel von Rüdiger Kraatz)
Freitag, 23. Februar 2018, 11:00 Uhr - 12:00 Uhr
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„Möbel des Jahres 2018“

Meisterstück von Martin Tippel, gefertigt 1933

Am 23. Februar 2018 stellte der Vorstand des Museumsvereins das neue Möbel des Jahres der Presse vor. Anwesend waren neben den Vertretern der Presse und des Vereins auch die Tochter, der Sohn und die Schwiegertochter von Martin Tippel. Historiker Rüdiger Kraatz gab dabei interessante Informationen über das Makassar-Ebenholz und über die von Martin Tippel gefertigten beiden Möbelstücke, einen Wohnzimmerschrank und einen Esstisch.

Foto1MdJKl 09

Rüdiger Kraatz präsentiert Schrank und Tisch von Martin Pleines als "Möbel des Jahres 2018"

Der Schrank ist dreitürig mit Vitrinenteil und Barfach. Er wurde in Plattenbauweise konstruiert und besteht aus Tischlerplatte furniert mit Makassar-Ebenholz sowie Vogelaugenahorn und Ahorn, wobei die Oberfläche seidenglänzend lackiert ist. Die Korpusecken sind zeittypisch gerundet und der Sockel springt ein paar Zentimeter zurück. Die Außenflächen sind dekorativ mit gestreiftem Makassar-Ebenholz in Abwicklung furniert. Für das Innenteil wurde feines Ahornfurnier gewählt.

Als weiteres dekoratives Element der Außenfläche wurden an den Türen runde, flach gehaltene Messingknöpfe verwendet. Die Schlüssellocheinfassungen sind zurückhaltend mit passenden Buchsen geschützt. Das Vitrinenteil ist mit Glas-Schiebetüren verschlossen und innen mit Vogelaugenahorn furniert. Hinter der linken höheren Tür befinden sich ein Barfach mit einer Marmorplatte und zwei Schubladen. Die Schubladenfronten sind ebenso wie die Innenflächen des Vitrinenteils mit Vogelaugenahorn furniert.

Der Wohnzimmerschrank wurde 1933 von Schreinergeselle Martin Tippel aus Kelkheim-Fischbach als Meisterstück gefertigt. Passend zu diesem Schrank stellte er einen quadratischen Esstisch her. Dieser lässt sich durch ausklappbare Einlegeplatten in der Mitte erweitern.

Foto2MargitTippelHelgaSchopfRüdigerKraatzRainerTippel

v.l. Schwiegertochter Margit Tippel, Tochter Helga Schopf, Historiker RüdigerKraatz, Sohn RainerTippel

Schrank und Tisch wurden in der Werkstatt Holunder Hof vor einigen Jahren restauriert und in ihren ursprünglichen Herstellungszustand zurückgeführt. Weil die 85 Jahre alten Möbel wohl immer gut gepflegt worden waren, wiesen sie keine groben Verletzungs- oder Gebrauchsspuren auf.

Nach der Präsentation der Möbel selbst, samt einer knappen Beschreibung des seltenen „Makassar-Ebenholzes“, folgte eine biografische Zusammenfassung des Lebenswerks von Martin Tippel, ausgeschmückt mit Einzelheiten aus der Erinnerung seiner Kinder.

Martin Tippel wurde 1909 in Leipzig geboren. 1920 zog seine Familie nach Essen, wo Martin Tippel eine Lehre als Schreiner absolvierte. Danach wurde er ein wahrer „Tippelbruder“, bis seine Wanderschaft ihn nach Fischbach führte, wohin ihn der gute Ruf des Handwerkerdorfs gelockt hatte.

In Fischbach fand Herr Tippel Anstellung bei Schreinermeister Johann Liesem. 1933 legte er seine Meisterprüfung im Schreinerhandwerk ab und machte sich selbständig.

Foto3MartinTippel und sein Haus

Martin Tippel mit Cello, daneben sein Haus

1938 baute er in Fischbach in der Straße „Zum Gimbacher Hof“ ein Haus, in welchem er im Untergeschoss seine Werkstatt einrichtete.

Musik war seine große Leidenschaft. 1964 schloss Martin Tippel seine Möbelschreinerei, nutzte jedoch seine Kenntnisse und Erfahrungen weiterhin für die Reparatur und Restaurierung von Musikinstrumenten.

1970 gab er sein Handwerk vollständig auf und widmete sich schließlich ganz seiner großen Passion, der Musik. Er spielte in Kammer- und Salonorchestern sowie Seniorenkapellen und leitete Jugendliche mit großem Engagement zum Musizieren an.

Foto4MöbeldesJahres2018

Linkes Foto: v.l.: Helga Schopf und Martin und Margit Tippel; rechtes Foto: Rüdiger Kraatz mit einer Gitarre, die von Martin Tippel restauriert wurde

Es entwickelte sich ein lebendiges Gespräch zwischen allen Anwesenden und die Pressevertreter konnten sich fleißig Notizen machen, unterbrochen durch das Blitzgewitter der Fotografen. Die Besucher nahmen den Eindruck mit nach Hause, hier „virtuell“ einem echten Fischbacher Original begegnet zu sein, jemanden, der bis zu seinem Lebensende noch als Musiker in der Region um Kelkheim bekannt und beliebt war. Martin Tippel starb 2007 im Alter von 98 Jahren.

Am Ende der Veranstaltung schenkte seine Tochter, Frau Helga Schopf, dem Museum den kleinen, handgemachten Kinderwagen, den Martin Tippel für seine Kinder gebaut hatte.

Foto5 Kinderwagen mit Martin Tippel

Martin Tippels Tochter Helga fährt den jüngeren Bruder Rainer im Garten spazieren

Die Vorstellung des Möbels des Jahres 2018 war für alle eine anregende und harmonische Veranstaltung.

Rüdiger Kraatz

Freitag, 23. Februar 2018 11:00 Uhr