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Führung durch die Sonderausstellung
am 9. Februar 2025
mit Stadtarchivar Julian Wirth
Das Museum Kelkheim widmet dem Hornauer Maler Alois Steyer eine Ausstellung, die möglicherweise die letzte vor dem anstehenden Umbau des Museums sein wird. Diese Ausstellung ist daher eine besondere Gelegenheit, sich mit dem künstlerischen Erbe Steyers auseinanderzusetzen. Wirth sagte, dass das Museum in dieser besonderen Retrospektive den Nachlass eines Künstlers präsentiert, der in seiner Heimatgeschichte tief verwurzelt ist.
Leben und künstlerischer Werdegang
Alois Steyer wurde am 21. März 1925 in der Langestraße 157 in Hornau geboren. Sein Vater war, wie viele Hornauer, Maurer und Nebenerwerbslandwirt mit zwei Kühen und Schweinen. Schon früh zeigte Steyer ein großes Talent für das Zeichnen. Wirth erzählte, dass Steyer bereits als Kind seine Leidenschaft für die Kunst entdeckte und diese nie wieder losließ. 1939 suchte er eine Ausbildungsstelle und stellte sich mit seinen Zeichnungen beim Arbeitsamt vor. Die Beamten waren von seinem Talent beeindruckt, doch sein Wunsch, technischer Zeichner zu werden, scheiterte – nicht etwa an mangelnden Fähigkeiten, sondern daran, dass er nicht in der Hitlerjugend war.
Stattdessen begann er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer in Höchst, wo er unter anderem Werbeplakate für Kinofilme und den Frankfurter Flughafen gestaltete.
1975 wurde er als Maler und Lackierer im Bauhof von Kelkheim beschäftigt. Wirth hob hervor, dass diese Tätigkeit ihm zwar ein regelmäßiges Einkommen sicherte, er jedoch gleichzeitig seine wahre Leidenschaft, die Malerei, nie aus den Augen verlor. Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmete er sich leidenschaftlich der Malerei und dokumentierte das alte Hornau in seinen Bildern. Auch Wirtshausschilder, beispielsweise für den "Schäfer Jakob", stammen von ihm.
Künstlerischer Stil und Bedeutung
Steyers Werke zeichnen sich durch eine nostalgische, volkstümliche Darstellungsweise aus. Seine Bilder zeigen ein romantisiertes, fast naives Bild der Vergangenheit Hornaus:
Bauernhöfe, Fachwerkhäuser, Streuobstwiesen, Kopfsteinpflaster und friedliche Dorfszenen in einem immerwährenden Sommer. Wirth erklärte, dass Steyer das Besondere im Alltäglichen fand und dies in seinen Arbeiten festhielt. Das Unspektakuläre, das Alltägliche rückt ins Zentrum.
Damit steht Steyer in der Tradition volkskundlicher Maler, die das Alltagsleben vergangener Zeiten festhalten und bewahren. Das Publikum staunte, als Wirth einige der beeindruckendsten Werke Steyers vorstellte, die dieses poetische Bild seiner Heimat malerisch umsetzten.
Seine Tochter, Christine Steyer, hat die Werke ihres Vaters, wie testamentarisch bestimmt, dem Museumsverein überlassen. So bleibt sein Erbe bewahrt und für die Öffentlichkeit zugänglich. Zur besonderen Freude Wirths und des Publikums war Christine Steyer bei der Führung anwesend. Sie teilte persönliche Erinnerungen an ihren Vater und seine Arbeit, was die Ausstellung für die Besucher noch lebendiger machte.
Die Verbindung zum Rettershof
Nicht nur Hornau, sondern auch der Rettershof spielte eine wichtige Rolle in Steyers Werk.
Wirth sagte, dass Steyers größtes Projekt die „Restaurierung“ der Wandbilder am Gutshof des Rettershofs ab 1982 war. Dabei übermalte er auch die originären Werke des Künstlers Hans Meinke, inklusive der berühmten Sinnsprüche, die bis heute für Diskussionen sorgen.
Die Verbindung zum Rettershof war für Steyer nicht nur eine berufliche Herausforderung, sondern auch ein tiefes persönliches Anliegen.
Mit dieser Ausstellung würdigt das Museum Kelkheim einen Künstler, der sein Leben der Darstellung und Bewahrung der Geschichte seiner Heimat gewidmet hat. Das Publikum würdigte das Engagement und die Leidenschaft, die Steyer in seine Werke legte, und zeigte sich bewegt von der Geschichte eines Mannes, der sein „Paradies“ in Hornau fand und in Kunst verwandelte.
Julian Wirth
Sonntag, 09. Februar 2025 15:00 Uhr