Zurückliegende Veranstaltungen
Kleine Kirche, kleines Dorf!
„Ei laßt mer doch die Kerch im Ort!“
Heimatgeschichte zur Alten Kirche Hornau
erzählt von Christa Wittekind
am Sonntag, 26. November 2023, 15:30 Uhr
Um Geschichte und Geschichtchen über dieses kleine Gotteshaus und das Hornauer Straßendorf zu hören, hatten sich 30 Interessente in das kleine wohltemperierte Kirchlein eingefunden.
Bei leicht abgedunkelter Beleuchtung konnten sie sich in lange zurückliegende Zeiten versetzen lassen. Sie hörten, dass das erste Kirchlein mitten im Ort in 1490 an der gleichen Stelle wie die heutige „Alte Kirche“ erbaut worden war.
Das noch heute bestehende Gotteshaus wurde 1725, der Einwohnerzahl des kleinen Dorfes Hornau entsprechend, errichtet.
Allerdings war die Kirche im Besitz der Mutterpfarrei Münster. Die kleine Kirche ersparte den Hornauer Bürgerinnen und Bürgern den Weg von einer Stunde zum Gottesdienst in Münster auf dem sogenannten Kirchweg. Dieser Kirchweg musste jedoch weiterhin genutzt werden, weil in der Münsterer Kirche alle Trauungen, Taufen und Erstkommunionen sowie Firmungen stattfanden.
Christa Wittekind erzählte, dass durch eine Grabung im Innenraum der kleinen Hornauer Kirche, die unser langjähriger Stadtarchivar Dietrich Kleipa 1969 durchführen konnte, nicht nur gotische Fußbodenkacheln zum Vorschein kamen. Er entdeckte zu seiner großen Freude im Altarraum die Grablege des Ehepaares von Lindau aus dem Jahre 1580. Hierzu erzählte Christa Wittekind die Beerdigungsgeschichte des damals schon protestantischen Herren von Lindau, der in der noch katholischen Hornauer Kirche beigesetzt wurde.
Frau Wittekind berichtet sodann von der Geschichte der Glocken und dazu von der Hornauer Glockensage.
Der Erzbischof und Kurfürst von Mainz, ein kunstsinniger Mensch erlaubte den Kirchenbau von 1725, da die Kirche von 1490 recht marode war. Er ließ viele Kirchen in der Umgebung bauen, so auch eine vergrößerte Kirche am Gimbacher Wallfahrtsort. Er stammte vornehmstem fränkischen Adel ab.
Christa Wittekind erzählte auch über die Ausmalungen des Kirchleins und die traurigen Beerdigungsgottesdienste im ersten und zweiten Weltkrieg. Sie berichtete über die damaligen Küster, Kuni Nagel und seiner Mutter, die die meisten Messgewänder wegen Kälte und Feuchtigkeit bei sich zuhause aufbewahrten.
Hochaltar der Kapelle zu Hornau i.T. im Festschmuck (Jubiläumskarte der Hornauer Kirche (1725 - 1925)
Sie sprach auch über den Küster Franz Müller, der 60 Jahre seinen Küsterdienst versah und 1925 die schöne 200 Jahrfeier mit der Kirchengemeinde erleben durfte.
Trauung in der Hornauer-Kapelle durch Kaplan Hergenhahn - vor dem Martins-Altar
Zur Innenausstattung zu dieser Zeit gehörte noch ein Martins-Altar, der aus dem Kapuzinerkloster Königstein stammte, und nach dem Bau der neuen Kirche nach Oberelbert in den Westerwald ging.
Nachdem die alte Martinskirche nach 1952 nicht mehr kirchlich genutzt wurde, verfiel sie immer mehr. Das Foto zeigt den Zustand im Jahre 1957. Rechts daneben das ehemalige Hofhaus des Gagernhofes.
Vieles gab es noch zu erzählen, leider auch dass die Kapelle zu einer absoluten Lagerhalle verkam. Von 1974 bis 1977 wurde die Erstrenovierung durchgeführt, mit vielen Helfern unter Leitung von Prof. Gerhard Bender und intensivsten Holzarbeiten des Hartmut Wittekind, der im Erstberuf Zimmermann war, und nicht nur an seinen Abenden sondern auch während seines gesamten Jahresurlaubs in der Alten Kirche ehrenamtlich arbeitete.
Alle Zuhörer waren hochinteressiert und gingen anschließend beglückt mit einem Stück Hornauer Lebkuchen nach Hause.
Text: Christa Wittekind
Fotos: aus Privatbesitz Christa Wittekind und von Jürgen Moog
Sonntag, 26. November 2023 15:30 Uhr