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Neuzugänge für die Gemäldesammlung des Museums Kelkheim
Erster Stadtrat Dirk Hofmann begrüßt die Pressevertreter zur Vorstellung alter und neuer Bilder von Adam Wallauer im Besitz des Stadtmuseums.
Am 26.10.2021 erhielt der Vorstand des Museumsvereins während einer Sitzung den Anruf von Herrn Markus Kaffanke mit der Anfrage, ob dort Interesse an Bildern von Adam Wallauer bestehen würde. Herr Kaffanke vertrat dabei die Erbengemeinschaft Dr. Heinrich König aus Wiesbaden, der unter anderem auch Wallauer-Bilder gesammelt hatte.
Adam Wallauer ist ein Ruppertshainer Künstler, von dem das Museum Kelkheim bereits 5 Gemälde besitzt, die in 2020 zusammen mit weiteren Kelkheimer Gemälden in einer Sonderausstellung präsentiert werden sollten. Corona bedingt konnte die Sonderausstellung jedoch nicht durchgeführt werden.
Insofern bestand natürlich Interesse an weiteren Gemälden des Künstlers. Nachdem Herr Kaffanke insgesamt 29 Fotos von Bildern auch anderer Maler übersandt hatte, vereinbarten Frau Dr. Beate Matuschek zusammen mit dem 1. Vorsitzenden des Museumsvereins Jürgen Moog einen Besichtigungs-/Abholtermin am 13.11.2021, 09:00 Uhr bei einer Offenbacher Lagerfirma, wo der Nachlass von Dr. König in einem großen Container über einen längeren Zeitraum gelagert war.
Jürgen Moog: "Uns wurden insgesamt 11 Gemälde von Adam Wallauer und ein Bild des Wiesbadener Malers August Steinhäuser als Schenkung überlassen. Auch wenn die Bilder in einem schlechten Zustand waren, handelte es sich um einen besonderen Glücksfall, durch den die Wallauer-Sammlung des Museums deutlich erweitert werden konnte.
Mit den Bildern fuhren wir direkt zum Rahmenatelier Sties in Fischbach, um sie dort aufbereiten und rahmen zu lassen. Durch einen Gemälderestaurator wurden die Bilder gesäubert, repariert und mit Firnis aufbereitet. Anschließend wurden die Bilder neu gerahmt, so dass sie bereits am 21.12.2021 im Museum Kelkheim den Medien präsentiert werden konnten."
Da traf es sich natürlich wunderbar, dass Kulturreferentin Dr. Beate Matuschek im MTK-Jahrbuch 2022 einen Beitrag über das Adam Wallauer veröffentlicht hatte.
Kulturreferentin Dr. Beate Matuschek informiert über den Werdegang des Künstlers Adam Wallauer und dessen Werke.
Lebenslauf des Künstlers (aus der Pressemitteilung der Stadt Kelkheim anlässlich der Präsentation der Bilder)
Adam Alois Wallauer wurde 1915 in Ruppertshain als dritter Sohn des Bäckers und Fabrikarbeiters Adam Wallauer geboren. Von 1921 bis 1929 besuchte Wallauer die Volksschule in Ruppertshain. Sein Elternhaus steht in unmittelbarer Nähe der Schule. Hier entstanden die ersten Zeichnungen, die er nach seinem Vorbild Albrecht Dürer anfertigte. Während seiner Lehre als Weißbinder in Hofheim lernte der künstlerisch talentierte junge Mann den Münchner Kunstprofessor Max Haenger kennen, der 1928 mit seiner Familie in die Kelkheimer Hochstraße gezogen war und hier bis 1939 lebte.
Der Landschaftsmaler Max Josef Haenger jr. (1898–1961) gehörte zum Hofheimer Kreis um Hanna Bekker vom Rath (1893-1983). Er engagierte sich kulturpolitisch in Frankfurt und Wiesbaden und gehörte seit 1934 dem Vorstand der Darmstädter Sezession an. In Kelkheim schuf er zahlreiche Taunusansichten. Die Stadt Kelkheim besitzt das Ölbild einer „Ansicht mit Blick auf das Franziskanerkloster“ auf dem Mühlberg, das mit August 1929 datiert ist. Es ist im Gartensaal des Rathauses Kelkheim zu sehen.
Adam Wallauer studierte bei renommierten Lehrern. Von seinem Talent überzeugt, vermittelte ihm Max Haenger ein Stipendium von 1933 bis 1938 an der Frankfurter Städelkunstschule unter Max Beckmann.
Es folgte 1938 bis 1940 ein Studienaufenthalt an der Staatlichen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar unter Prof. Walther Klemm, bei dem - auch einige Jahre früher - die Eppsteiner Konstruktivisten Ella Bergmann und Robert Michel am damaligen Bauhaus studierten.
Auf der Suche nach stilistischen Inspirationen abseits der nationalsozialistischen Ideologie wechselte Adam Wallauer von 1940 bis 1942 in die Landakademie von Heinrich Nauern (1880-1940), dem bedeutendsten Vertreter des „Rheinischen Expressionismus“.
Obwohl es viele Versuche seiner Lehrer gab Adam Wallauer vom Wehrdienst zu befreien, wurde er 1942 einberufen und als Front- und Geländezeichner in Italien eingesetzt.
Als er nach dem Krieg nach Ruppertshain zurückkehrte, stand er vor dem künstlerischen Nichts und kehrte zunächst in sein erlerntes Handwerk als Weißbinder zurück.
Um den Anschluss an die Nachkriegsmoderne zu finden, nahm der inzwischen 32jährige Adam Wallauer 1948 ein Studium in Berlin bei Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) auf, den er vermutlich aus Hofheim kannte. Er war Mitbegründer der Dresdener Künstlergruppe „Die Brücke“ und galt als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus.
Adam Wallauer bestritt von 1933 bis 1942 – neun Jahre lang – sein Kunststudium in der Zeit des Nationalsozialismus. Er gehört zur „verlorenen Generation“ von Studenten, deren Kunstprofessoren nach der Machtergreifung entlassen und in die innere bzw. äußere Emigration gingen.
Dennoch gelang es Wallauer seinen eigenen künstlerischen Weg zu gehen, Kunstprofessoren seiner Wahl aufzusuchen, bei denen er abseits der NS-Ideologie den Impressionismus, Expressionismus oder Kubismus studierte.
Als Anfang der 1950er Jahre das zeitgenössische Kunstleben Fahrt aufnahm, waren seine Bilder nicht nur in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland gefragt, sondern führten ihn in die USA (1957), Südafrika (1958) und Brasilien (1962). Im Jahr 1999 wird die 2000. Ausstellung des damals 84jährigen in Paris gezeigt.
Die Kirchengemeinde Ruppertshain organisierte im Jahr 2001 eine Tagesausstellung unter dem Titel „Ein Menschenalter von Adam A. Wallauer“ in der St. Matthäuskirche anlässlich seines 85. Geburtstags. Nach Auskunft seines Stiefsohnes Wolfgang Nesselberger wünschte die Familie, dass seine Werke im Blickpunkt des Kelkheimer Museum stehen sollten. Der Künstler starb 2003 im Alter von 88 Jahren in Felsberg (bei Kassel)
Zusammen mit dem Ankauf der Kohlezeichnung einer „Ruppertshainer Bäuerin“ (datiert verm. um 1940) und der Schenkung von 2 Ölbildern aus dem Nachlass Christa und Gerhard Müller aus Hamburg sowie der Stiftung eines kubistischen Landschaftsaquarells durch Heinz Heckenmüller aus Ruppertshain in den Jahren 2019/2020 bilden die 11 neuen Bilder der Erbengemeinschaft König den Grundstock für die Sammlung zur „Klassischen Moderne“ im Stadtmuseum Kelkheim.
Folgende Werke des Künstlers Adam Wallauer aus dem Nachlass der Erbengemeinschaft Heinrich König wurden dem Museum Kelkheim als Schenkung übergeben:
1 Adam Wallauer: o.T. (Sankt Franziskus), Öl/Lwd., o.J.,
2 Adam Wallauer: o.T. (Herbstlandschaft i. Taunus), Öl/Lwd., o.J.,
3 Adam Wallauer: o.T. (Winterlandschaft),Öl/Lwd.,o.J. (verm.um1938),
4 Adam Wallauer: o.T. (Spazieren im Park) Öl/Lwd., o.J.,
5 Adam Wallauer: o.T. (Zwei Sitzende), Öl/Lwd., o.J.,
6 Adam Wallauer: o.T. (Abstrakte Figurenkomposition), Öl/Lwd., o.J.
7 Adam Wallauer: o.T. (Die Liegende), Öl/Lwd., o.J.,
8 Adam Wallauer: o.T. (Zwei Frauen Arm in Arm), Öl/Lwd., o.J.,
9 Adam Wallauer: o.T. (Portrait A. Steinhäuser), Öl/Lwd.,1964,
10 Adam Wallauer: o.T. (Abstrakte Formen) Pastell, o.J, mit Widmung: Frau L. König, zum Geburtstag, 29.8.1961
11 Adam Wallauer: o.T. (Kopfstudie verm. f. Kirchenfenster), Mischtechnik (Öl/Gouche), 1964,
Die Stadt Kelkheim und der Museumsverein sind der Erbengemeinschaft zu großem Dank verpflichtet. Damit einher geht der Anspruch, das künstlerische Schaffen des Ruppertshainer Künstlers Adam Wallauer für die Nachwelt zu erforschen und zu bewahren.
Jürgen Moog - ergänzt mit Auszügen aus der Pressemitteilung der Stadt Kelkheim zur Vorstellung der Wallauer-Bilder.
Dienstag, 21. Dezember 2021 11:30 Uhr