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ZUM TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT
Auf dem Gagernweg durch Alt-Hornau
Ein Rundgang mit dem Historiker Rüdiger Kraatz zum Leben und Wirken der Familie von Gagern für die deutsche Einheit und eine parlamentarische Verfassung.
Zunächst wurde die Vorgeschichte des Ortes Hornau und der Gagern-Anlage beschrieben. Es wurde dargelegt, wie und an welchen Orten Kelkheim das Erbe der Familie von Gagern hochhält. Als nächstes folgte eine Übersicht über die historischen Bedingungen nach der Französischen Revolution und dem Zeitalter Napoleons. Damit wurden die Umstände illustriert, die die Geschichte der Familie von Gagern in Hornau bestimmten.
Die Teilnehmer folgten dann den Tafeln des Gagern-Rundweges bis zur Vorstellung der Ereignisse um die Revolutionsjahre 1848/49. Besonders die Beiträge der drei „politischen Söhne“, Friedrich, Heinrich und Max von Gagern, wurden vorgestellt und gewürdigt. Bei der Betrachtung der Ereignisse in der Frankfurter Paulskirche ging es darum, die Entwicklung heute vertrauter parlamentarischer Gepflogenheiten nachzuvollziehen. Die außerordentlich wichtige Rolle des Parlamentspräsidenten Heinrich von Gagern stand hier im Zentrum. Im Anschluss fasste Rüdiger Kraatz in einem Überblick die Entwicklung der Verfassungen in Deutschland bis zur heutigen Bundesrepublik zusammen.
In einem thematischen Exkurs wurde die aktuelle Debatte unter Historikern über die Rolle und Bedeutung der parlamentarischen Tradition in Deutschland, ausgelöst von Hedwig Richter, zusammengefasst. Der von der Professorin positiv bewerteten Demokratietradition stellen andere Historiker den Verdacht gegenüber, dass bei diesem Vorgehen die Entwicklungsgeschichte von Nationalismus und Faschismus in Deutschland in den Hintergrund geraten könnte.
Der nächste Teil des Vortrages wurde der Gedenkstätten- und Gedächtniskultur gewidmet, zunächst am Beispiel der Gagernanlage. Es wurden einige Stimmen von Kelkheimern erwähnt, die die politische Wirkung besonders des Präsidenten Heinrich von Gagern als rückschrittlich und gegen das Volk gerichtet kritisierten. Dieser als unhistorisch bezeichneten Deutung wurde ebenso widersprochen wie der in heutiger Zeit oft leichtfertigen Verfassungs- und Parlamentskritik in der Bundesrepublik. Das Beispiel der Zerstörung des parlamentarischen Systems in der Weimarer Republik durch nationale und nationalsozialistische Gruppierungen sollte uns zu denken geben.
An dieser Stelle wurde noch einmal auf die Bedeutung der Erinnerungskultur hingewiesen. Vor diesem Hintergrund wurde die Notwendigkeit einer Erhaltung und Pflege dieser Gagernstätte betont. Frau Wittekind erzählte beispielhaft, woran es der Bewahrung dieses Erinnerungsortes mangelt. In diesem Zusammenhang wurde auf die vielfältigen Aktivitäten der Hornauer Historikerin hingewiesen, ohne die die Errichtung diese Anlage nicht möglich gewesen wäre.
Die Führung wurde entlang des Gagern-Rundweges fortgesetzt mit Anmerkungen zur Hornauer Geschichte, der kleinstädtischen Architektur und der Bedeutung des persönlichen Engagements einiger Bürger für ihre Heimat. Auf dem Friedhof angekommen, erläuterte Rüdiger Kraatz einige der ikonographischen Details der verschiedenen Gräber.
Der Weg führte dann zurück zum Liederbach, wo die letzten Informationstafeln des Rundweges vorgestellt und erläutert wurden. Sie befassen sich mit dem Zeitalter der Romantik, dem Familienleben derer von Gagern, den Hornauer Gärten und den gärtnerischen Vorlieben des Hans Christoph von Gagern, und schließlich dem großen Kreis deutscher und europäischer Diplomaten, Intellektueller und anderer einflussreicher Persönlichkeiten, die mit der Familie von Gagern in Verbindung standen.
Text: Rüdiger Kraatz
Fotos: Wolfgang Pfankuch
Sonntag, 03. Oktober 2021 16:00 Uhr