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Auf dem Gagernweg durch Alt-Hornau (Artikel von Julian Wirth)
Sonntag, 13. April 2025, 16:00 Uhr
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Auf den Spuren von Kelkheims

berühmtester Familie

Führung J.Wirth u. T.Weigelt zum Staufen 14.05.2023 5

mit Autor Torsten Weigelt und Archivar Julian Wirth

am 13. April 2025, 16:00 Uhr

Ein historischer Rundgang auf dem Gagernweg zum Leben und Wirken der Familie von Gagern für die Deutsche Einheit und eine parlamentarische Verfassung.

Kelkheim erinnert sich an eine Familie, deren Name untrennbar mit den frühen Jahren der deutschen Demokratie verbunden ist: die von Gagern.

Beim historischen Rundgang „Das Hornau der Gagern – Eine Wiege der deutschen Demokratie?“ führten Torsten Weigelt (Autor und Journalist) und Julian Wirth M.A. (Stadtarchivar) durch das ehemalige Dorf Hornau – auf den Spuren einer Revolution, die scheiterte und doch Geschichte schrieb.

Gagernwegführung mit Julian wirth und Torsten Weigelt 13.04.2025 1

„Die Gagern haben das politische Denken im Deutschland des 19. Jahrhunderts entscheidend geprägt. Ihr Wirken verleiht Hornau eine ungeahnte historische Tiefe“, erklärte Stadtarchivar Julian Wirth.
An mehreren Stationen wurde die Verbindung zwischen lokaler Geschichte und großer Politik sichtbar gemacht.

Hofgut Hornau und die Martinskirche
Wer die Gegenwart verstehen will, muss die Vergangenheit kennen. Demokratie als Staats- und Regierungsform ist kein Selbstzweck. Diesen Punkt versuchte Wirth gleich zu Anfang des Spaziergangs deutlich zu machen, indem er auf die ungarischen und amerikanischen Präsidenten verwies – Männer, die demokratische Spielregeln verachten.

Auch 1848 herrschte eine Verachtung gegenüber Freiheitsrechten und Rechtsstaat. „Ein Umstand, den die Gagern verändern wollten“, so Wirth. Schon vor über 175 Jahren sei für etwas gekämpft worden, was auch heute wieder in Gefahr ist.

Gagernwegführung mit Julian wirth und Torsten Weigelt 13.04.2025 2

Dabei taten sich vor allem die Brüder Heinrich und Max von Gagern hervor, die beide als Abgeordnete in die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche einzogen, das erste frei gewählte gesamtdeutsche Parlament überhaupt, wie Torsten Weigelt erläuterte. Beide setzten sich darin für eine freiheitliche Verfassung und einen einheitlichen Staat ein. 

Bei Hornaus alter Waage
Dass ausgerechnet von Hornau Impulse politischer Natur ausgingen, erkläre sich aus dem Umstand, dass Hans von Gagern, Vater der „politischen Brüder“ von 1848, sich hier seinen Sitz nahm, so Wirth. Das Hofgut sei auch der zentrale Wirtschaftsort Hornaus geworden. Es wurde hier nicht nur nebeneinander gelebt, sondern auch miteinander.

Gagernwegführung mit Julian wirth und Torsten Weigelt 13.04.2025 4

„Hornau ist ein Ort der Demokratiegeschichte“, erklärte Wirth. Hier sei diskutiert worden, hier sprachen Aristokrat und Bauer miteinander.

Hornauer Straße mit Blick auf den Staufen
Der „Schwur“ könne aus einem Gemälde Caspar David Friedrichs stammen, so Wirth. Gemeint ist der Staufenschwur. Auf dem Berg Staufen versprachen sich die Söhne Hans Christophs, all ihre Kraft der Einheit und Freiheit Deutschlands aufzuopfern. Später sollten Friedrich, Heinrich und Max genau das tun – ganz im Geiste der Romantik, einer Bewegung, die sich nicht nur in der Kunst, sondern eben auch in der Politik niederschlug.

Friedhof mit Gagerngräbern
Manche Revolutionen erscheinen im Nachgang erfolgreich. In der Zeit nach 1848 wurde die Revolution zuerst als gescheitert betrachtet – aus gutem Grund. Es gab keinen Einheitsstaat, keine Verfassung für alle deutschen Länder, nicht einmal ein nennenswertes Parlament. Das Reich sollte später durch „Blut und Eisen“ gegründet werden, wie Wirth betonte. Die Demokraten und Republikaner waren an der militärischen Macht der alten adeligen Kräfte gescheitert.

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„Es geht um mehr als Geschichte“, sagte Torsten Weigelt. „Es geht um die Frage, wie politische Ideale entstehen – und was davon bleibt. Die Gagern stehen sinnbildlich für den demokratischen Aufbruch in einer Zeit der Umbrüche.“

Der Spaziergang bot einen ebenso informativen wie nachdenklichen Zugang zur regionalen Vergangenheit – und stellt Verbindungen her zu Fragen, die bis heute aktuell sind.
Wir bedanken uns ausdrücklich bei den interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Führung.

Text: Julian Wirth

Fotos: Wolfgang Pfankuch

Sonntag, 13. April 2025 16:00 Uhr
Ort Kelkheim-Hornau