Aktuelles zum Neuen Museum
Es geht los!
Unterstützt durch Mitarbeiter des Bauhofs löste der Holzbildhauermeister Johannes N. Klarmann am 16.12.2021, 13:30 Uhr die Holzteile des von ihm und Franz-Josef Wittekind geschaffenen Kunstwerks im Foyer des ehemaligen Pfarrzentrums St. Franziskus von der Wand. Dieser Akt war der lang ersehnte Start der Sanierung und der Umsetzung des Projektes für ein neues Kulturzentrum mit Stadtmuseum.
Deshalb waren nicht nur der Künstler Johannes N. Klarmann vor Ort, sondern auch Bürgermeister Albrecht Kündiger, Erster Stadtrat Dirk Hofmann, Kulturreferentin Dr. Beate Matuschek, Stadtrat Dr. Thomas Zellhofer und Museumsvereinsvorsitzender Jürgen Moog.
V.l.: Dr. Thomas Zellhofer, Bürgerinitiative Museum Kelkheim, Jürgen Moog, Vorsitzender Museum Kelkheim, Bürgermeister Albrecht Kündiger, Johannes Klarmann, Erster Stadtrat Dirk Hofmann, Kulturreferentin Dr. Beate Matuschek
Alle Beteiligten äußerten ihre große Freude über den Sanierungsbeginn.
Bürgermeister Kündiger betonte, dass der Streit um Gebäude und Verwendungszweck beigelegt wäre und nunmehr auch bei den Politikern eine hohe Akzeptanz bestehen würde. In der letzten Woche wären die Rückbau- und Abbrucharbeiten beauftragt und die Rohbauarbeiten öffentlich ausgeschrieben worden.
Erster Stadtrat Dirk Hofmann erklärte: „Mit dem Sonnengesang verlässt ein Stück Geschichte während der Umbau- und Sanierungsarbeiten dieses Haus, um dann wieder in neuem Glanze zu erstrahlen. Ich freue mich, dass wir nach langer Diskussions- und Planungsphase noch in diesem Jahr mit den Rückbauarbeiten beginnen können. Dies ist ein wichtiges Signal. Arbeiten wir nun gemeinsam - ob Befürworter dieses Projekts oder nicht - daran, eine geschichtliche Heimat für Kelkheim zu finden und einen Ort der Begegnung.“
Der Künstler Johannes N. Klarmann berichtete von seinen Überlegungen zu dem von ihm und Franz-Josef Wittekind in 1979 geschaffenen „Sonnengesangs des St. Franziskus“. Es sollte Gotteslob und Einbindung in die gesamte Schöpfung ausdrücken. Herr Klarmann nutzte dabei Zedernholz, alles harmonisch auf das Foyer abgestimmt.
Kulturreferentin Dr. Beate Matuschek würdigte Herrn Klarmann und seine Bedeutung für Kelkheim, und gab Erläuterungen zum „Sonnengesang“:
„Johannes Norbert Klarmann (geb. 1936) hat wie kaum ein anderer seine Handschrift in Kelkheim hinterlassen:
Ganz gleich ob der Hanseklingerbrunnen in Fischbach, die Schutzmantel-Madonna im Kloster, die Innenausstattungen der Martins-Kirche in Hornau, der St. Johanneskirche in Fischbach und der Trauerhalle am Hauptfriedhof in Kelkheim, die Bronze „Hochsaacher“ in der Stadtmitte, die Großskulptur des Bürokratius im Rathaus – die Bildhauerkunst von Johannes Klarmann hat ihren festen Platz in Kelkheim.
Kurz nach dem Krieg kam der 1936 im Rheingau geborene Künstler in die Möbelstadt Kelkheim. Nach der Holzbildhauerlehre bei Rudolf Schmidt – einem Ornamentiker, der auch im Kelkheimer Möbelhandwerk arbeitete – besuchte er als 15-jähriger die Stuttgarter Meisterschule und wurde bald selbständig. Er beschreibt sich als „Handwerker der nie auslernt“. (s.a. Beate Matuschek: Brunnen in Kelkheim. In: MTK Jahrbuch 2014, Flörsheim 2013, S.154 ff)
Für das Foyer des 1964 erbauten Pfarrzentrums Sankt Franziskus in der Feldbergstraße entwarf Johannes N. Klarmann 1979 das anspruchsvolle Holzrelief „Sonnengesang“, das mit Keramiken des Designers Franz Wittekind ergänzt wurde.
Es thematisiert die Schönheit der Schöpfung, vor der der Heilige Franziskus verzückt und ergriffen auf die Knie sinkt.
Das Wandrelief soll in der Werkstatt des Künstlers aufgefrischt und zukünftig im großen Saal angebracht werden. Mit der Verlegung des „Sonnengesangs“ in einen Konzertsaal erweitert sich das thematische Spektrum von der Huldigung der Schöpfung um das Lob der Kreativität und Vielfalt der Kultur, die in diesem Kulturzentrum im Museum und auf der Bühne zum Ausdruck kommt.
„Der Sonnengesang ist sicherlich das bekannteste Gebet des heiligen Franziskus. Es ist eine Hymne auf die von Gott ins Leben gerufene Schöpfung, und zugleich fordert es dazu auf, den Schöpfer selbst zu loben. Franziskus dichtete das Lied in Altitalienisch; es ist das wichtigste Zeugnis für die Volkssprache des 13. Jahrhunderts in Italien. Der Sonnengesang ist gleichermaßen Gebet und Lyrik. In viele Sprachen übersetzt, gehört er heute zur Weltliteratur.
Im Sonnengesang zeigt sich die Naturbeziehung des heiligen Franziskus. Der Sänger lobt Gott und tut dies gemeinsam mit allen Geschöpfen, besonders mit „Bruder Sonne“, in dem er „ein Sinnbild“ des Schöpfers sieht. Franziskus fühlt sich in die Natur eingebunden, mit der er einen geschwisterlichen Umgang pflegt. Die Gestirne, Wasser, Feuer, den Wind und die Erde, ja sogar den Tod spricht er mit Schwester oder Bruder an. Wer heute den Sonnengesang liest oder betet, wird herausgefordert, die Natur zu lieben, ihr Ehrfurcht zu erweisen und sich für ihren Erhalt einzusetzen.“ (aus: www.franziskaner.net)“
Stadtrat Dr. Thomas Zellhofer erinnerte an die Bedeutung der Bürgerinitiative Kelkheim 2018 für den Erhalt des ehemaligen Pfarrzentrums und die dortige Einrichtung eines Kulturzentrums. Für das Bürgerbegehren waren 4.484 Unterschriften gesammelt worden, und der Bürgerentscheid wurde schließlich am 28.10.2018 mit 7.952 Ja-Stimmen gewonnen. Damit wäre bewiesen, dass die Kultur in Kelkheim eine Lobby habe.
Der 1. Vorsitzende des Museumsvereins, Jürgen Moog, lobte das besondere Engagement der Bürgerinitiative und betonte, wie wichtig der Start der Sanierungsarbeiten noch in diesem Jahr für Stadt und Verein wäre – gut drei Jahre nach dem Bürgerentscheid. Da für die Bürger auch der Erhalt des Kunstwerks „Sonnengesang des St. Franziskus“ von großer Bedeutung war, passte es wunderbar, dass der Abbau der Holzskulpturen den Auftakt für den Umbau bildete.
Text: Dr. Beate Matuschek und Jürgen Moog
Fotos: Judith Ulbricht und Jürgen Moog
Donnerstag, 16. Dezember 2021 13:30 Uhr