Zurückliegende Veranstaltungen

Als iCal-Datei herunterladen
30 Jahre Krieg: Ereignisse und Spuren in Kelkheim und Umgebung (1618 – 1648)
Freitag, 14. September 2018, 19:00 Uhr - 20:30 Uhr
Aufrufe : 875

Zum Jahresjubiläum 1518 - 2018

30 Jahre Krieg

1618 – 1648:

Ereignisse und Spuren in Kelkheim und seiner Umgebung

Vortrag von Gerhard Schmidt (Fischbach)

Moderation: Rüdiger Kraatz

Museum Kelkheim, Frankfurter Straße 21

Anlässlich des Gedenkens an den 400 Jahre zurückliegenden Beginn des 30-jährigen Krieges (1618) hielt der Fischbacher Kulturwissenschaftler und angehende Historiker Gerhard Schmidt am 14. September im Museum Kelkheim einen Vortrag über die Ereignisse und Spuren jener Jahre im heutigen Kelkheimer Stadtgebiet und in seiner Umgebung.

VortragG.Schmidt14.09.2018 1

Zur Einleitung gab Rüdiger Kraatz einen kurzen Überblick über die allgemeinen technischen, kulturellen und politischen Entwicklungen, die diesem Krieg vorausgingen und ihn erst möglich machten.

VortragG.Schmidt14.09.2018 2

Nach dieser beeindruckenden Vorbereitung begann Gerhard Schmidt seinen Vortrag mit einer Vorbemerkung zur Problematik der Quellen, auf die der Historiker bei der Erkundung eines solchen Themas angewiesen ist: Augenzeugenberichte sind selten und subjektiv, Bilder oft von propagandistischen Zielen beeinflusst und „Statistiken“ im heutigen Sinne gab es nicht. Alle uns aus der damaligen Zeit vorliegenden Zahlen, z.B. zur Bevölkerungsentwicklung und zur Sterblichkeit, sind nach unterschiedlichen Kriterien erstellt und vor allem mit großer Vorsicht zu betrachten.

1Vortrag Gerhard Schmidt

Dass es sich damals um einen „Krieg aus Kriegen“ handelte, verdeutlichte er am Beispiel der Eppsteiner Burg, die in den verschiedenen Kriegsphasen insgesamt sechs Mal von unterschiedlichen Akteuren und Koalitionen belagert und erobert wurde – mit oft drastischen Auswirkungen für jene nahegelegenen  Dörfer, die heute die Stadt Kelkheim bilden.

VortragG.Schmidt14.09.2018 3

Eine Darstellung zur hohen Mobilität der Beteiligten (egal, ob als Soldaten oder Flüchtlinge), welche die Ermittlung kompletter Lebensläufe erschwert, schloss die methodische Einführung ab.

VortragG.Schmidt14.09.2018 6

Die eigentliche Darstellung zum Geschehen in unserer Gegend begann G. Schmidt mit der Schlacht bei Höchst im Jahre 1622, wo evangelische Braunschweiger Truppen auf katholische Liga-Truppen trafen.

VortragG.Schmidt14.09.2018 5

Erstgenannte hatten sich kurz zuvor vor im heutigen Kelkheimer Stadtteil Münster einquartiert und dort erhebliche Schäden und auch Tote hinterlassen, was sich aufgrund der erhaltenen Kirchenrechnungen detailliert nachzeichnen lässt.

MünsterVortrag Gerhard Schmidt

Es folgten Ausführungen zur sog. „Schwedenzeit“: Von 1631 bis 1636 war Mainz von schwedischen Truppen besetzt, mit harten Konsequenzen für die damals zu Kurmainz gehörigen heutigen Kelkheimer Stadtteile. Plünderungen, in deren Folge Hungersnöte sowie Seuchen suchten in dieser Zeit unsere Gegend heim.

G. Schmidt betrachtete im Folgenden drei kriegstypische Lebensläufe bzw. Lebensabschnitte von damaligen Einwohnern unserer Gegend. Er begann mit Christoph Blum aus Massenheim, einem ev. Pfarrerssohn, der als „Kriegsunternehmer“ und Kompaniechef mit seiner Truppe in wechselnden Diensten kämpfte und durch Taufsteinstiftungen in unserem Landkreis (Massenheim und Eddersheim) im öffentlichen Gedächtnis blieb.

LebenslaufBlumVortrag Gerhard Schmidt

Für die zwei weiteren biographischen Beispiele hatte G. Schmidt zwei zeitgenössische Texte ausgewählt. Für deren Vortrag konnte Christian Pohl, in Kelkheim-Münster aufgewachsener ev. Pfarrer, gewonnen werden.

VortragG.Schmidt14.09.2018 C.Pohl

Er begann mit dem erschütternden und im Originaltext erhaltenen Brief, in welchem der kath. Fischbacher Pfarrer Jakob Kummer schildert, wie er 1645 fast sechs Wochen auf Burg Eppstein gefangen gehalten wurde. Dann folgte ein von C. Pohl vorgetragener Ausschnitt aus Grimmmelshausens bekanntem Zeitroman „Simplicissimus“, in dem dieser mit drastischen Worten das Leben der Söldner im 30-jähriggen Krieg schildert. Dieser Text leitete über zu drei namentlich bekannten Ex-Soldaten, die sich auf heutigem Kelkheimer Stadtgebiet niederließen und deren Herkünfte und Lebensläufe G. Schmidt kurz umriss.

VortragG.Schmidt14.09.2018 7

Es folgte die - unter den anfangs genannten Einschränkungen der damaligen Statistik zu betrachtende - Darstellung des „Großen Sterbens“, des durch den 30-jährigen Krieg und seine Folgen – Hunger und Pest – verursachten massiven Bevölkerungsrückganges in den Dörfern, die heute Kelkheim bilden. Manche, wie Münster, wurden immer wieder heimgesucht und verloren drei Viertel, andere wie Fischbach „nur“ ein Drittel der Bevölkerung, Ruppertshain hatte noch einen einzigen Überlebenden.

berlebendeMünsterVortrag Gerhard Schmidt

Zum Schluss des Vortrages hin richtete G. Schmidt den Blick noch auf den Friedensschluss 1648, dem allerdings noch die verheerende Pest von 1666 und einzelne weitere Heimsuchungen durch Kriegszüge im verbleibenden 17. Jahrhundert folgten.

EndlichFriedenVortrag Gerhard Schmidt

Als „Nachklänge“ beschrieb er zuletzt die bis heute feststellbaren Spuren des beschriebenen Geschehens in Kelkheim und Umgebung. Ein versöhnlicher Blick auf die - nach mündlicher Tradition – 1648 gepflanzte „Friedenslinde“ am Gimbacher Hof beendete den mit vielem Applaus belohnten Vortrag.

VortragG.Schmidt14.09.2018 8

Die 2. Vorsitzende des Museumsvereins, Andrea Hillebrecht-Schulte, bedankte sich im Namen des Museumsvereins und überreichte Herrn Schmidt ein Präsent. Der Historiker Rüdiger Kraatz wies auf die Kampagne der Bürgerinitiative Kelkheim 2018 hin, die sich für die Sanierung des ehemaligen Pfarrzentrums St. Franziskus und die dortige  Unterbringung des Stadtmuseums einsetzen. Um Unterstützung beim Bürgerentscheid im Zusammenhang mit der Landtagswahl am 28.10.2018 wird gebeten!

Text und Folien: Gerhard Schmidt

Fotos: Jürgen Moog

 

Freitag, 14. September 2018 19:00 Uhr
Ort Museum Kelkheim

Öffnungszeiten

Montag
geschlossen
Dienstag
geschlossen
Mittwoch
geschlossen
Donnerstag
geschlossen
Freitag
geschlossen
Samstag
15:00 - 18:00
Sonntag
15:00 - 18:00