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MARC CHAGALL - Nuancen der Liebe im Bildwerk des Künstlers (Artikel von Andrea Hillebrecht-Schulte)
Mittwoch, 13. Juni 2018, 19:00 Uhr
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Vortrag zur Finissage

MARC CHAGALL - NUANCEN DER LIEBE IM BILDWERK DES KÜNSTLERS

Referentin Anette Weihrauch-Preiß

Unsere mit über 800 Besuchern äußerst erfolgreiche Sonderausstellung ,,Marc Chagall – Bilder zur Bibel“ endete am 13. Juni mit einem weiteren Höhepunkt.

Frau Anette Weihrauch-Preiß bot einem wieder sehr interessierten Publikum unter dem Titel ,,Nuancen der Liebe im Bildwerk des Künstlers“ mit einem Bildvortrag eine tiefen Einblick in Leben und Werk von Marc Chagall. 

Finissage01           

Zu Beginn schilderte Frau Weihrauch-Preiß die Umstände, unter denen der 1887 geborene Marc Chagall Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts in Witebsk (Russland) aufwuchs. Für die jüdische (chassidische) Familie war die Zeit geprägt von Antisemitismus, der sich im Alltag durch vielerlei Einschränkungen, Entbehrungen und Verfolgung bemerkbar machte.1910 ging Chagall deshalb nach Paris, kehrte aber mit Beginn des 1. Weltkriegs in seine Heimat zurück. 1923 emigrierte er endgültig nach Frankreich und später auch in die USA. Der in dieser Zeit aufkommende Zionismus ließ Chagall auf einen eigenen Staat der Juden in Palästina hoffen.

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Die Erfahrungen dieser Jahre haben das Werk des Künstlers wesentlich geprägt, wie Frau Weihrauch-Preiß eindrücklich anhand von vielen Bildern zeigte. Themen wie Verlust der Heimat, Exil, Hunger und Flucht  finden sich immer wieder in seinen Bildern. Aber besonders die Bibel hat Chagall zeitlebens fasziniert und ihm viele Motive geliefert. Immer wieder taucht in seinem Werk beispielsweise der gekreuzigte Jesus als Symbol für die Leiden der Juden auf, immer wieder findet sich eine angehaltene Uhr für das Stehenbleiben der Zeit.

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Linkes Chagall-Bild: Noomi und ihre Schwiegertöchter Orpa und Rut, mittleres Bild: Ruts Treffen mit Boas

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Linkes Chagall-Bild: Die Ährenleserin Ruth, mittleres Bild: Rut zu Füßen des Boas, rechtes Bild: Boas erwacht und sieht Rut zu seinen Füßen

Mit welchen künstlerischen Mitteln Chagall Geschichten aus der Bibel darstellte (Farben, Licht, Transparenz, Symbole, …) erläuterte Frau Weihrauch-Preiß sehr anschaulich an den in der Ausstellung gezeigten Bildern zur ,,Geschichte der Rut“. Zuerst gab es eine Zusammenfassung der erstaunlich modernen Geschichte, danach konnten alle Zuhörer die fünf im Museum ausgestellten Bilder gemeinsam mit der Referentin betrachten und deuten. Hier ergaben sich sehr lebendige und interessante Diskussionen, da die Interpretation vieler Symbole, Figuren und Gegenstände auch für Fachleute nicht eindeutig ist.

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Frau Weihrauch-Preiß verriet den Zuhörern gegen Ende ihres Vortrags noch einige Details aus ihrem Leben. Die Schneidhainerin hat viele Jahre als Ärztin für Psychotherapeutische Medizin eine eigene Praxis betrieben. Von 2008 bis 2010 machte sie eine Ausbildung zur Maltherapeutin. 2010 folgte das Studium der Religionswissenschaften mit dem Nebenfach Judaistik.

Besonders die Geschichte der Rut faszinierte Frau Weihrauch-Preis und vertiefte ihr schon lange vorhandenes Interesse am Werk Chagalls. Bei den Vorträgen und Workshops, die sie inzwischen anbietet, lässt sich das in Ausbildung und Studium erworbene Wissen wunderbar miteinander verbinden. So gab es dann im Museum als Dank für einen interessanten Abend nicht nur Blumen, sondern auch herzlichen Beifall der Zuhörer.  

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Kulturreferentin Dr. Beate Matuschek überreichte Blumen an Anette Weihrauch-Preiß und Museumspädagogin Marianne Bopp

 

Text: Andrea Hillebrecht-Schulte                           

Fotos: Wolfgang Pfankuch und Jürgen Moog

Mittwoch, 13. Juni 2018 19:00 Uhr
Ort Museum Kelkheim